Rezension

"...und hatten die Pest an Bord"

Treibland - Till Raether

Treibland
von Till Raether

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die „Große Freiheit“, ein Passagierdampfer unter chilenischer Hoheitsflagge, liegt in Hamburg/Altona vor Anker. Dort gibt es einen Virustoten. Kripobeamter Danowski und sein Kollege sollen herausfinden, was passiert ist. Wegen des hochansteckenden Virus wird das Schiff unter eine 14tägige Quarantäne gestellt, nur wenige dürfen hinauf – und das nur in Schutzanzügen, und niemand herunter.

 

In der Thematik steckt Sprengstoff. Was passiert an Bord? Was für eine Atmosphäre herrscht, welche Beziehungen entstehen, herrscht Panik oder Rebellion? Was machen der Kapitän und seine Crew, um die Stimmung an Bord erträglich zu gestalten, was tut der Kapitän, um die Versorgung zu sichern, welche Informationen wird er den Passagieren geben und wie geht es ihm damit, dass sein Schiff festsitzt? Wird es die Reederei in finanzielle Schwierigkeiten bringen, welchem Druck von innen und aussen ist der Kapitän ausgesetzt? Keine Ahnung! Denn der Kapitän ist „busy“ und taucht nicht auf. Seine Crew auch nicht, es scheint keine Verantwortlichen an Bord zu geben und niemand informiert die Passagiere über die neuesten Entwicklungen.

 

Das Buch konzentriert sich allein auf die kriminalistischen Ermittlungen, wobei im ersten Teil Danowski an Land ermittelt und im zweiten, gezwungenermassen an Bord, weil ihm jemand den Schutzanzug bei einem Schläfchen aufgeschlitzt hat, und er deshalb auf dem Dampfer festsitzt.

 

Selten habe ich ein Buch gelesen, das vom Plot her so viel Sprengstoff bot und in der Verwirklichung nicht mal einen kleinen Silversterböller zündete. Danowski wird von seiner Behörde gemoppt, sein Kollege wird schwer verletzt, er wird an Bord verfolgt und ist Ziel mehrerer Mordanschläge und das einzige, was das bei mir auslöst ist ein Gähnen! Wie kommt das?

 

Der Autor lässt auf immerhin 491 Seiten einfach alles liegen, was spannend sein könnte: die Situation an Bord wird nicht ausgelotet, es werden keine Beziehungen hergestellt, geschildert und verfolgt, die Ermittlungen laufen schleppend. Empathie mit irgend jemandem kommt nicht auf. Vor allem aber schreibt der Autor in nervtötender Langatmigkeit und sehr, sehr ausschweifend. Nach erlittenen zwei Dritteln des Buches fange ich an zu überschlagen und Seiten zu überspringen und echt: ich habe nichts versäumt!

 

Das Ende ist stimmig, der Stil des Autors nicht aussergewöhnlich, doch gut lesbar. Hätte das Lektorat das Buch doch ungefähr auf die Hälfte gekürzt! - so wäre es vielleicht eine gute Story geworden.

 

Fazit: Boring!