Rezension

Ideal für lange Winterabende

Sweet Sorrow - David Nicholls

Sweet Sorrow
von David Nicholls

Charlie, dessen Familie auseinandergebrochen ist und der die Schule gerade mit Ach und Krach abgeschlossen hat, lebt in einer kleinen, unbedeutenden Stadt in Sussex: "Unser Naherholungsgebiet war allgemein als Hundescheiße-Park bekannt, eine Kiefernschonung trug den Namen Mörderwald - was, soweit ich weiß, ihr offizieller Name war. Wer würde über einen solchen Ort ein Sonett schreiben?" Hier versucht Charlie den Sommer irgendwie herumzukriegen, als völlig unerwartet Fran Fisher seinen Weg kreuzt.

Ein sehr schön zu lesender Roman, dessen zentrales Thema ein Rückblick auf die erste große Liebe und ihre Begleitumstände ist, ein Zusammenführen von Vergangenheit und Gegenwart, um die Zukunft leben zu können. Shakespeare-Liebhaber werden sich freuen, denn aus Liebe tritt der Protagonist Charlie einer Laien-Schauspielgruppe bei, die Romeo und Julia einstudiert, weshalb es seitenweise von Zitaten und Anlehnungen an das Drama nur so wimmelt.Charlie, dem immer wieder ein äußerst durchschnittliches Aussehen attestiert wird, taugt zwar auf der Bühne nicht zum Romeo, wohl aber im wirklichen Leben. Diesen einen Sommer schlägt sein Herz schon bald nicht mehr nur für Fran Fisher, sondern auch für Shakespeare und dessen unvergleichliche Sprache. Die kurzen Kapitel des Romans sind gespickt mit Wortwitz und Situationskomik, die Charaktere werden liebevoll, aber schonungslos entwickelt. Es ist der Erzählkunst des David Nicholls geschuldet, dass "Sweet Sorrow" keine kitschig-sentimentale Liebesgeschichte von Teenagern erzählt, sondern vielmehr einen leicht melancholischen Blick auf die Vergänglichkeit junger Liebe richtet.