Rezension

Im Hier und Jetzt leben

Das Gewicht von Seifenblasen -

Das Gewicht von Seifenblasen
von Jessica Winter

Bewertet mit 4 Sternen

In "Das Gewicht von Seifenblasen" von Jessica Winter geht es um Liza und ihre Familie und eine Liebesgeschichte, die so gar nicht geplant und gewollt ist, da der Fokus ganz eindeutig auf Liza's kranker Schwester Becca liegt und sie oberste Priorität haben sollte. Becca leidet an der unheilbaren Krankheit Mukovizidose, und so lange wie sie auf eine neue Lunge wartet, hat sich Liza ein eigenes Liebesleben eigentlich verboten. Natürlich kommt es anders, denn der junge Assistenzarzt River, der ausgerechnet in dem Haus wohnt, in das die Schwestern gerade einziehen, scheint genau der Herzensmensch zu sein, den Liza gerade braucht.

Nachdem ich Liza anfänglich bei dem Kennenlernen mit River in der Lobby des Hauses ein bisschen albern fand, auch wenn die Szene durchaus humorvoll geschildert wurde, war ich doch angenehm überrascht, dass die Geschichte sich für mich nicht als seichte Liebesgeschichte entpuppte. Der Leser lernt Liza schnell als warmherzigen, empathischen Menschen kennen, mit einem besonderen Verhältnis zu Becca, der von Geburt an kranken Schwester. Auch die Krankheit und deren Verlauf fand ich ausgesprochen realistisch wiedergegeben. Ich hatte selber eine liebe Freundin, die viel zu früh an dieser Krankheit gestorben ist. Ich fand es beeindruckend wie Liza sich um ihre Schwester gekümmert hat, ohne ihr ständig das Gefühl zu geben, dass sie die Kranke ist. Und Becca war eine Traumpatientin, fast immer positiv trotz ihres Schicksals und darauf bedacht jeden guten Moment im Leben auszukosten. Wenn man von einer Person lernen kann achtsam das Hier und Jetzt zu schätzen, dann von ihr.

Jessica Winter ist ein sehr emotionaler und berührender Liebesroman mit Tiefgang gelungen, der sich spritzig liest und den Leser auch manches Mal schlucken lässt. Dass sich Liza sofort in River verliebt, ist absolut nachvollziehbar, denn er ist ein Traum von einem Mann. Man kann aber auch gut nachvollziehen, dass sie zögert eine Beziehung mit ihm zu beginnen, denn Becca's Krankheitsverlauf entwickelt sich nicht so positiv wie es alle gehofft haben. Die Konflikte mit ihren Eltern hätten in der Geschichte vielleicht noch etwas mehr Raum bekommen können. Auch River's Probleme mit seinem Vater sind mir zu sehr am Rande behandelt worden. Ansonsten bin ich aber wirklich begeistert von dem Buch und habe mich sehr gut unterhalten gefühlt.