Rezension

Im Strudel der Vergangenheit

Totengebet
von Elisabeth Herrmann

Berlin, 2015. Anwalt Vernau erwacht im Krankenhaus und kann sich an nichts mehr erinnern. Dafür ist er der Held von Berlin: In einer U-Bahnstation hat er mehrere Männer in die Flucht geschlagen, die einen älteren Herrn bedrängt haben. Aber wer ist die junge Frau mit dem Davidstern, die seitdem durch seine Erinnerung geistert? Und was hat sie mit den schrecklichen Morden zu tun, die sich wenig später ereignen? Als Vernau der schönen Unbekannten zu nahe kommt, wendet sich das Blatt: plötzlich steht er unter Mordverdacht. In letzter Sekunde kann er das Land verlassen, sein Ziel: Tel Aviv. In der brodelnden Metropole am Mittelmeer sucht er nach dem einzigen Menschen, der ihn entlasten kann - und wird hinabgezogen in den Strudel eines vergessenen Verbrechens, das sich vor über dreißig Jahren in einem Kibbuz in Israel ereignet hat ...

Der Roman "Totengebet" von Elisabeth Herrmann aus der Reihe um den Anwalt Joachim Vernau führt den Leser in die Vergangenheit. Genau gesagt in das Israel vor über 30 Jahren. Mit ihrer gewohnt gründlichen und leicht lesbaren Sprache erzählt die Autorin die spannende Geschichte eines Verbrechens, das jahrzentelang vertuscht wurde und jetzt so nach und nach zum Vorschein kommt. Vernau ist diesmal noch mehr involviert, denn er wird selbst zum Verdächtigen und versucht seine eigene Haut zu retten. Mehrmals wird er schwer verletzt, es gelingt ihm aber trotzdem, den wahren Täter zu finden. Ich wurde mehrfach in die Irre geführt und hatte wirklich schon fast jeden der Mitwirkenden in Verdacht. Der richtige Mörder aber war schon so offensichtlich, dass ich mir es gar nicht vorstellen konnte, dass er es wirklich war. Sehr gut haben mir die Beschreibungen von Israel gefallen, vor allem die in der Vergangenheit. Das Leben im Kibbuz war mir völlig unbekannt, aber das was ich darüber erfahren habe, hat mich sehr schockiert. Ich habe die ganze Zeit richtig mitgefiebert und war mittendrin im Geschehen. Auch das gelingt Elisabeth Herrmann immer wieder sehr gut, die Dinge so realistisch und detailgetreu darzustellen, dass man ein Teil des Buches wird. Schön finde ich auch, dass man viel vom Privatleben des Hauptdarstellers erfährt und dass dieses sich durch die ganze Reihe zieht. Man kann aber jeden Band auch für sich alleine problemlos lesen. Ein spannendes Buch, das ich nur weiter empfehlen kann. Verdiente fünf Sterne!