Rezension

Reise in die Vergangenheit

Totengebet
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext: "Berlin, 2015. Anwalt Vernau erwacht im Krankenhaus und kann sich an nichts mehr erinnern. Dafür ist er der Held von Berlin: In einer U-Bahnstation hat er mehrere Männer in die Flucht geschlagen, die einen älteren Herrn bedrängt haben. Aber wer ist die junge Frau mit dem Davidstern, die seitdem durch seine Erinnerung geistert? Und was hat sie mit den schrecklichen Morden zu tun, die sich wenig später ereignen? Als Vernau der schönen Unbekannten zu nahe kommt, wendet sich das Blatt: plötzlich steht er unter Mordverdacht. In letzter Sekunde kann er das Land verlassen, sein Ziel: Tel Aviv. In der brodelnden Metropole am Mittelmeer sucht er nach dem einzigen Menschen, der ihn entlasten kann – und wird hinabgezogen in den Strudel eines vergessenen Verbrechens, das sich vor über dreißig Jahren in einem Kibbuz in Israel ereignet hat ..."

"Totengebet" ist der fünfte Teil der Reihe um den Anwalt Vernau, für mich war es der erste Teil. Auch ohne Vorkenntnisse fiel es mir leicht in die Story einzusteigen, aus Vernaus Ich-Perspektive rollt sich die Handlung auf. Und die hat es in sich. Sie ist anfangs undurchsichtig, ich konnte miträtseln wo die Zusammenhänge der einzelnen Vorkommnisse sind und eigene Überlegungen anstellen. Die Ereignisse überschlagen sich, es gibt viel Action, jede Menge Verdächtige  sowie falsche Spuren. Ich hatte gegen Ende eine Ahnung, wer der Täter sein könnte, die sich dann auch als richtig herausgestellt hat. Die Auflösung ist schlüssig und in sich stimmig.

Vernau ist als Charakter gut angelegt, ein Protagonist zum mitfiebern, ich denke ich werde die anderen Vernau Fälle auch noch lesen. Auch die anderen Protas sind teils mit spitzer Feder charakterisiert, sehr schön beschrieben.

Was mich bei Frau Herrmann am meisten beeindruckt ist ihre Art zu schreiben. Ihr Schreibstil ist anspruchsvoll und doch flüssig zu lesen. Sie zeichnet mit Worten, ich hatte beim lesen eine genaue Vorstellung der Umgebung, der Städte Israels. Man spürt die Wärme, riecht die Gerüche, Kopfkino pur. Ich konnte tief in die Story eintauchen und war mittendrin, nicht wie so oft nur ein Beobachter am Rande.

Fazit: Ein spannender Krimi mit vielen Wendungen, ein dichter Plot und ganz viel Atmosphäre.