Rezension

Interessante Charaktere :)

Die Liebe in Grenzen - Veronika Peters

Die Liebe in Grenzen
von Veronika Peters

Bewertet mit 3.5 Sternen

Katia Werner steht an einem Punkt in ihrem Leben, in dem ihr klar wird, dass sie was verändern muss, dass sie raus aus ihren Schneckenhaus und aktiv werden muss.
Der erste Schritt in die richtige Richtung wäre da ein Job, noch in einer gewissen Lethargie gefangen ruft sie bei einer Stellenanzeige an, ohne wirklich die Hoffnung zu haben. Sie bekommt dann aber tatsächlich die Gelegenheit sich vorzustellen, sie nimmt das Vorstellungsgespräch in dem psychiatrischen Sanatorium die Goldbachmühle wahr.
Schon schnell merkt sie, dass der Ablauf hier recht unkonventionell ist, Patienten und Mitarbeiter sind nicht leicht von einander zu unterscheiden, zu dem werden die Patienten als gleichwertig angesehen und alle begegnen sich auf Augenhöhe.
Katia fühlt sich wohl, sie weiß zwar nicht genau worauf sie sich einlässt, allerdings steht für sie fest, sie will sich darauf einlassen.
Katia bekommt den Job und muss sich nun in den Alltag der Goldbachmühle einfügen, dabei kommt sie einem der Bewohner immer näher - Konrad.

Die Gestaltung des Buches gefällt mir sehr gut, das Bild ist schön und sehr schlicht. Während die obere Hälfte des Covers recht düster wirkt und ein bisschen Unmut ausstrahlt, ist der untere Teil sehr hell und verleiht dem ganzen ein bisschen Hoffnung. So zumindest mein Blick auf das Cover. :)

Schon ganz zu Anfang des Buches, wurde mir klar, dass es ein bisschen außergewöhnlich ist. Das spiegelt sich schon im Schreibstil wieder, der sehr schön ist, aber vor allem der freien Raum für Interpretationen lässt.
Ich war da sehr begeistert von, der Leser hat hier viel Raum sich seine eigenen Gedanken zu machen und seine eigenen Schlüsse zu ziehen, denn hier verbirgt sich sehr viel zwischen den Zeilen und ich fand es wirklich sehr schön, das "da zwischen" herauszufiltern und zu interpretieren. :)

Mir war von Anfang an nicht ganz klar, was genau mich mit diesem Buch erwarten würde, der Klappentext hat mich allerdings sehr neugierig gemacht, insbesondere auf die Charaktere in diesem Buch.
Und ich kann nur sagen, dass ich in der Hinsicht absolut nicht enttäuscht wurde, dieses Buch lebt von seinen Charakteren, die hier in einer recht großen Vielzahl auftreten und jeder für sich, zumindest einen kleinen Raum hat um sich zu entfalten.
Sie alle sind recht außergewöhnlich, man könnte auch sagen sonderbar, wobei das absolut nicht negativ gemeint ist.
Ich hab die Charaktere sehr genossen, und war sehr erpicht darauf sie weiter kennenlernen zu dürfen, mehr von ihren Eigenheiten in Erfahrung zu bringen und ihre Geschichte erfahren zu können.
Auch dazu ist genügend Platz in diesem Buch, die meisten der Charaktere haben eine Vergangenheit die dem Leser auch offen gelegt wird, das hilft sie zu verstehen und dadurch wachsen sie einem nur noch mehr ans Herz.
Mir sind sie nämlich alle schon sehr ans Herz gewachsen, sie sind einfach liebevoll gezeichnet und man hat das Gefühl, die Autorin hat wirklich ihr Herzblut in die Charaktere gesteckt. Ich fand das einfach sehr schön und fesselnd. :)

Wenn wir dann genauer auf Konrad eingehen, so ist er ein Fall für sich. Wir erfahren viel über ihn, über die Umstände in denen er aufgewachsen ist und so sind für dem Leser die möglichen Ursachen für sein Verhalten klar.
Dennoch bleibt er komplett undurchsichtig und unverständlich. Einerseits fand ich das durchaus spannend, weil man sich so natürlich sehr viele Gedanken über ihn machen konnte/musste.
Aber andererseits blieb dann am Ende schon ein etwas bitterer Geschmack übrig, einfach weil man gerne genau hinter seine Fassade gekommen wäre, wenigstens am Ende diese Genugtuung, aber die blieb einem im großen und ganzen doch verwehrt. Ein kleiner Haken, meiner Meinung nach.
An sich ist sein Charakter nämlich sehr vielfältig und man lernt ihn auch gut kennen, nur nicht zu verstehen, er ist immer irgendwie unberechenbar.
Auf jeden Fall ist er ein sehr intelligenter Mensch, eine gewisse Genialität wäre ihm sicherlich zu zusprechen und er ist sehr tiefgründig.
Seine Art zu denken, absolut außergewöhnlich und sehr anregend, ich mochte ihn sehr. :)

Die Faszination die er an Katia gehegt hat, kann ich allerdings nicht ganz so nachvollziehen, sie wird als ebenfalls ungewöhnlicher Mensch dargestellt, nur empfand ich das gar nicht so.
Optisch war sie ein ungewöhnlicher Anblick, ganz klar, allein durch ihre grünen Haare, die natürlich ungewöhnlich hervorstechen.
Aber dennoch, rein von der Person her fand ich sie doch eher gewöhnlich, von daher war das für mich ein bisschen unverständlich.
Eigentlich ein bisschen schade, dass wirklich fast alle Charaktere so wunderbar herausgearbeitet wurden und es dann beim Hauptprotagonist ein bisschen mangelhaft erschien, zumindest mir erging es beim lesen so.

Das Ende des Buches hat mir dann auch wieder gut gefallen, es kam anders als erwartet und dann doch irgendwie genauso, wie man es erwartet hat - kann man das irgendwie nachvollziehen?
Es ist nicht das klassische Ende und irgendwo ist es auch nicht nur gut und dann doch irgendwie schon. :)
Mich hat das Ende sehr nachdenklich gestimmt und auch wenn ich mir vielleicht ein anderes gewünscht hätte, weiß ich, dass es kein passenderes hätte geben können. :)

Dies hier ist ein wirklich außergewöhnliches Buch, wenn es um die Charaktere geht. Und wer Lust auf außergewöhnliche und tiefe Charaktere hat, der sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen. :)