Rezension

Interessante Charakterstudie, aber kein Thriller

The Dry - Jane Harper

The Dry
von Jane Harper

Bewertet mit 3 Sternen

Während einer Dürreperiode erschiesst der australische Farmer Luke augenscheinlich erst seine Frau und seinen Sohn, danach sich selbst. Aaron Falk, ein Polizist und alter Jugendfreund Lukes, wird von dessen Eltern gebeten, die Hintergründe der Tat herauszufinden und ihren Sohn zu entlasten.

Die Geschichte wird in der dritten Person aus der Sicht des Protagonisten Aaron Falk, der durchgehend nur mit dem Nachnamen genannt wird, erzählt. Bei Gesprächen mit Zeugen und Auskunftspersonen wird deren Schilderung oft kursiv in Form der direkten Erinnerung des Erlebten dargestellt. Während der Lektüre fiel es mit schwer, mich in Falk hineinzuversetzen. Nur bruchstückhaft werden seine Erlebnisse und Empfindungen dargelegt, sodass erst gegen Ende des Buches klar wird, was in seiner Vergangenheit passiert ist und wieso er sich heute so verhält und von den Bewohnern seiner alten Heimatstadt so angefeindet wird.

Die Handlung gestaltet sich ebenso zäh wie das Kennenlernen des Protagonisten. Hunderte kleiner Puzzlestückchen gilt es zusammenzusetzen, bis sich am Schluss endlich ein Bild zeigt, dass mich in der Auflösung ziemlich überrascht hat, da es doch stark von dem zu Beginn angenommenen abweicht und irgendwie auch nicht wirklich zur Grundstimmung des Buches passt. „Leider“ ist Falk ziemlich schlau und setzt jeden Hinweis, den er erhält, sofort in den richtigen Zusammenhang, sodass es dem Leser verunmöglicht wird, seine eigenen Schlussfolgerungen anzustellen und den Fall vor Falk zu lösen. Durch das langsame Tempo bleibt die Spannung leider ziemlich niedrig.

Der Schreibstil der Autorin Jane Harper lässt sich flüssig lesen und bringt die gedrückte Stimmung im dürregeplagten Nordaustralien gut rüber. Insgesamt erschien mir „The Dry“ jedoch eher wie eine Charakterstudie einer australischen Kleinstadt und ihrer Bewohner als wie der versprochene Thriller. Die titelgebende Dürre spielt in der Geschichte übrigens entgegen den Erwartungen, die der Klappentext wecken könnte, keine massgebliche Rolle, sondern trägt lediglich zum Gesamtbild bei.

 

Mein Fazit

Die überraschende Auflösung kann die zähe Handlung leider nicht retten. Als Charakterstudie interessant, aber als Thriller enttäuschend.