Rezension

sehr gut. spannend bis zum ungewöhnlichen Schluss

The Dry - Jane Harper

The Dry
von Jane Harper

Bewertet mit 5 Sternen

Wer schon einmal in Australien war, kennt die Wetterextreme, die zwischen lang anhaltender Dürre und Wassermassen von oben schwanken können. Unsere Geschichte von Jane Harper spielt während einer gewaltigen Dürreperiode. Hier erschien ihr Thriller unter dem Namen The Dry, bekannt ist er auch unter „Hitze“. Beides trifft zu, beides ist extrem gefährlich. Ein Funke, starker Wind, und alles ist dahin. Wie wir nun leider auch im letzten Winter erfahren mussten.
Der Thriller von Harper erinnert mich an viele bereits veröffentlichte Werke und Filme, eine Mischung aus Road Movie, Western und natürlich auch Liebesromane. Und doch oder gerade deshalb birgt der Thriller viele Überraschungen und Wendungen. Der Schreibstil und die gute Übersetzung lassen diesen Roman einen nicht aus der Hand legen. Immer wieder wird durch Rückblenden in die Vergangenheit ein weiterer Faden aufgenommen und mit den bisherigen verwoben.
Der Protagonist Aaron Falk geht einen schweren Weg. Er kommt nach langen Jahren nach Hause, um seinen besten Freund Luke und dessen Familie zu beerdigen. Angeblich soll dieser seine Familie auf der eigenen Farm umgebracht haben. Die Eltern von Luke glauben das aber nicht und bitten Aaron darum, mal nachzuprüfen, ob da nicht noch mehr dahinter steckt. Und so bleibt Aaron in dieser gottverlassenen Ödnis, in der die Kinder in der Schule Bilder von verdorrter Erde und magerem Vieh an die Wand pinnen.
Der zuständige Polizist vor Ort, Raco, erlaubt ihm schließlich mit zu ermitteln. Denn Aaron selbst ist auch Polizist, allerdings eher im Büro tätig. Er geht der Spur des Geldes nach, wie er so schön treffend sagt. Allerdings schlagen Aaron von verschiedener Seite Hass und Gewalt des kleinen Ortes entgegen. Denn es hat seinen Grund, warum Aaron seit über 20 Jahren nicht mehr in seiner Heimat war.
Sie waren zu viert, in der Kindheit. Verloren sich zeitweise aus den Augen, fanden sich wieder, als sie älter wurden. Luke, Aaron, Ellie und Gretchen. Luke wuchs bei liebevollen Eltern auf, Aaron war oft bei ihm, er wiederum wuchs ohne Mutter auf, die Ma von Luke füllte diese Lüke. Ellie hingegen war mit ihrem Pa alleine, nur ein Cousin lebte mit auf der Farm, ihre Mutter ließ sie früh im Stich. Von Gretchen erfahren wir nicht so viel. In ihren Teenager-Jahren passierte es dann. Ellie wird tot aufgefunden, sie soll ertrunken sein. Ein Zettel weist entweder auf Aaron selbst oder dessen Vater als schuldigen an ihrem Tod. Sie werden regelrecht aus der Stadt verjagt und kommen nicht wieder.
Die Geschichten rund um die Freunde lassen bereits Vermutungen zu, was denn nun passiert sein könnte. Aaron und Raco gehen noch der kleinsten Spur nach; Schulden, Eifersucht, die üblichen Gründe, warum ein Vater seine Familie umbringen sollte. Doch eines macht von Anfang an stutzig: das Baby Charlotte überlebt den Wahnsinn. Warum? Die beiden Polizisten finden heraus, dass der Ablauf der Tat unmöglich auf Luke als Mörder hinweist. Nun wird jeder noch so kleine Stein umgedreht. War irgendetwas mit Billy, dem kleinen Sohn? Was ist mit Karen, der Ehefrau von Luke? Und über all dem lastet die Hitze, die Dürre und die fiesen kleinen Seitenhiebe der Familie und deren Freunde von Ellie. Sie sind fest davon überzeugt, dass Aaron Ellie getötet hat und wollen ihn loswerden.
Hat das Gestern mit dem Heute zu tun? Immer enger wird es für Aaron, der auch in Gretchen, der letzten Freundin aus Jugendtagen, nicht nur Gutes sieht. Die Entfernungen zwischen den Farmen, deren Häuser dennoch an den Grenzen fast zusammenprallen scheinen, das Flirren der Hitze, es ist spürbar und zerrt an den Polizisten, die erst spät um Unterstützung aus der nächst größeren Stadt bitten. Wird es dafür zu spät sein, als sie merken, wie die Sachlage zu eskalieren scheint?
Ein spannendes Erstlingswerk, den man am besten bei einem eisgekühlten Getränk genießen sollte.
Mit ihrem Werk «Hitze» gewann sie neben zahlreichen anderen Preisen auch den wichtigsten britischen Krimipreis, den «Gold Dagger». «Hitze» schaffte es auf Platz 1 der Bestsellerliste der Times. Auch wurde sie mit dem Prix Polar für den besten internationalen Thriller ausgezeichnet.