Rezension

unbedingte Leseempfehlung

The Dry - Jane Harper

The Dry
von Jane Harper

Bewertet mit 5 Sternen

Es gibt Bücher, die nimmt man eigentlich nur mal kurz zur Hand um reinzuschnuppern. Und dann packen sie einen von der ersten Seite an und lassen einen bis zum Ende nicht mehr los. Solch ein Buch war für mich „The Dry“ von Jane Harper. Es handelt sich um einen Erstling, aber man merkt, dass die Autorin eine geübte Schreiberin ist, die auch mit wenigen, wohl gesetzten Worten den Leser zu fesseln weiß.

Die Geschichte spielt in Australien, irgendwo in der kleinen Stadt Kiewarra. Das Land erlebt nicht zum ersten Mal eine lange Dürreperiode und so manche Existenz wird von der Trockenheit bedroht. Auf der abgelegenen Farm der Familie Hadler hat sich scheinbar eine Familientragödie ereignet. Der Vater Luke hat Mutter und Sohn erschossen und sich danach selbst hingerichtet. Nur das Baby wird schreiend aber lebend im Haus gefunden. Als nach vielen Jahren sein Jugendfreund Aaron Falk zur Beerdigung kommt bittet der Vater von Luke ihn darum, nachzuforschen, ob es wirklich so war, wie alle Welt inklusive der Polizei glaubt. Falk und der zuständige Sergeant Raco fangen vorsichtig an zu ermitteln und finden sehr schnell Ungereimtheiten. Aber es zeigt sich auch, dass ein dramatisches Unglück der Vergangenheit in direktem Zusammenhang mit den Geschehnissen der Gegenwart steht.

Dieser Krimi ist im besten Sinne ein Krimi der alten Schule. Einer, in dem Stück für Stück, Puzzleteil für Puzzleteil das große Ganze zusammengesetzt wird. Dabei wird immer mal wieder ein Blick in die Vergangenheit gewagt und der Tod eines jungen Mädchens aber auch die Freundschaft von Luke und Aaron erzählt und beleuchtet. Jane Harper entwirft klug und mit psychologischer Raffinesse ihre Figuren. Ihre Sprache wirkt manchmal reduziert auf das Nötigste, aber nie hölzern oder trivial sondern immer mit einem Gespür für die Zwischentöne, die auch der Leser rausschmecken kann. Die Geschichte könnte in jeder Kleinstadt auf der Welt spielen. Australien ist in der Handlung kaum erkennbar. Einerseits ist das schade aber andererseits wird dadurch das Augenmerk verstärkt auf die kleine Gemeinde und die menschlichen Abgründe gelenkt und nur die Hitze ist es, die neben den Menschen eine große und spürbare Rolle spielt.

Ein toller Krimi. Eine Autorin, die sich sofort in meine Hitliste der guten Autoren geschrieben hat und von der ich mir bald Neues erhoffe.