Rezension

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Italienischer Sommer im Buchformat

Das erste Licht des Sommers -

Das erste Licht des Sommers
von Daniela Raimondi

Daniela Raimondis Roman "Das erste Licht des Sommers" ist eine leise Ode an die unaufgeregte, dafür umso tiefere Liebe, die zwei Menschen ein ganzes Leben füreinander empfinden. Eine Liebe, die ihren Ursprung in der Kindheit hat und die geprägt ist von einem trägen, unbedarften Sommer in Italien.

Die Geschichte beginnt in den 50ern mit Elsa, die ein wenig freies Leben führt: Da sind die ihr auferlegten Pflichten und die Verantwortung als Tochter, da sind die Rolle und Regeln, die ihr als Frau auferlegt werden. Ein kleiner Ausbruch aus diesem wenig reizvollen Alltag endet mit einer Schwangerschaft und Ehe. Und obwohl Elsa glücklich verliebt ist, ist sie zugleich auch abgestoßen von der neuen Pflicht, die ihr die Mutterrolle aufbürdet.
Ihre Tochter Norma spürt das und leidet unter der Lieblosigkeit ihrer Mutter, die sie für ihr ganzes (Liebes)Leben prägen wird. Norma ist ebenso an die Ansprüche, die die Nachbarn die Gesellschaft, die Norm eine Frau stellen, wie Elsa, nur abstrakter, internalisierter. Sie kämpft ständig um Zuneigung und Anerkennung und Liebe. Ihr Ausbruch führt sie nach England, London. Zu Elia. Und plötzlich wird das Leben bunt, aufregend, temporeich und zugleich wird Norma immer mehr zur Erzählerin ihres eigenen Lebens statt zur Protagonistin.

Der Plot des Romans windet sich träge, der Sommer ist so präsent, das man glaubt, ihn fühlen und schmecken zu können. Es ist, als wäre die Zeit stehen geblieben. Und zugleich passiert so viel. Der Sommer ist Leben und so lebendig ist die Erzählung, sind die Figuren und Gefühle. Nicht alle Twists sind wirklich überraschend, die Geschichte ist nicht neu.

Aber es ist ein wunderbarer Sommer-Roman über das Frausein, die Liebe, aber vor allem über das Leben mit all seinen verpassten Gelegenheiten und unerwarteten Chancen.
Klare Leseempfehlung, 3,5 von 5 Sterne.