Rezension

Kann Frau gut lesen

Alte Sorten - Ewald Arenz

Alte Sorten
von Ewald Arenz

Bewertet mit 4 Sternen

Frauenfreudschaft

Die neuere deutsche Literatur ist nicht arm an Beschreibung des dörflichen Lebens. Neben Hansen, Hermann und Zeh, um nur einige zu nennen, es hat sich auch Arenz mit dem Thema beschäftigt. Warum sollte man auch 'alte Sorten' lesen?
Mit schöner Sprache beschreibt Arenz die Natur und Umgebung: ..flimmerte die Luft über dem Asphalt. ....sah aus wie Wasser, ... Sommerwasser. Man konnte es nur mit den Augen trinken.
Aber richtig Zeit verwendet er auf seine zwei Protagonistinnen:
zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Frauen, Liss und Sally, treffen aufeinander. Die eine betreibt einen Hof und betäubt sich mit Arbeit; die andere ritzt sich, um etwas zu spüren zwischen Kliniken, Therapeuten und Eltern, denen der Zugang zur Tochter fehlt.
Sehr langsam nähern sie sich an einander an, lernen Blicke, Gesten und Reaktionen lesen und finden beieinander etwas, dass sie sonst bei niemandem gefunden haben.
Und die Beiden, obwohl sie lange keine Kraft für sich selbst hatten, übernehmen Verantwortung für die Andere. Das Leben wird dadurch nicht schwerer, sondern leichter.
Wer Bücher mag, die sich Zeit nehmen, schöne Worte für Natur und Tätigkeiten finden und wer die Jugendsprache von Sally aushalten kann, der wird diese Geschichte mögen. Der Schreibstil ist gut lesbar und die Geschichte kann man in ein paar Jahren bestimmt erneut für sich entdecken.
Das schöne Cover passt m.E. nur mäßig zum Inhalt. Vermutlich gehen potentielle LeserInnen im Buchhandel daran vorbei. Von mir gibt es 4 Sterne.