Rezension

Kein atemberaubender Thriller

Anna O. (Exklusiv mit Schlafmaske) -

Anna O. (Exklusiv mit Schlafmaske)
von Matthew Blake

Bewertet mit 3 Sternen

 

Anna Ogilvy, 29 wacht seit vier Jahren nicht mehr auf, seit man sie nach einem Paintballspiel mit Jägern und Gejagten auf einer Farm im Wald schlafend und blutverschmiert gefunden hat. Seitdem gilt sie als die Mörderin ihrer zwei Freunde, mit denen sie die Zeitschrift Elementary gegründet hatte. Sie selber recherchierte zu einem zwanzig Jahre zurückliegenden Verbrechen, bei dem eine inzwischen verstorbene Frau namens Sally Turner ihre Stiefsöhne ermordet haben soll. Der forensische Psychologe Dr. Benedict Prince ist Schlafforscher. Unter anderem hat er auch Theorien entwickelt, wie man mögliche Täter aus dem komaähnlichen Schlaf wecken könnte. Deshalb wird er von seiner Chefin Dr. Virginia Bloom und einem Vertreter des Justizministeriums für ein geheimes Projekt in der Klinik The Abbey verpflichtet, wohin man Anna Ogilvy verlegt hat. Ben versucht mit Unterstützung der Pflegerin Harriet Roberts, die Anna seit vier Jahren betreut, seine Idee der sensorischen Stimulation in die Praxis umzusetzen. Wenn es ihm gelingt, Anna aufzuwecken, wird ihr der Prozess gemacht. Die Regierung will verhindern, dass Anna O. für schuldunfähig erklärt und aus humanitären Gründen freigelassen wird. Bei der Behandlung wird er von allen Seiten beobachtet. Irgendwann begreift er, dass er viel riskiert und alles verloren hat. Seine Ehe ist zerbrochen, der Kontakt zu seiner Tochter stark eingeschränkt, sein Ansehen als Wissenschaftler zerstört. Um seine Familie und sich selbst zu schützen, nimmt er einen Lehrauftrag auf Grand Cayman an.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Vor allem kommt Ich-Erzähler Ben zu Wort, aber auch andere Personen und Quellen spielen eine Rolle. Wie alles zusammenhängt, erfährt der Leser nach etlichen Handlungsumschwüngen erst ganz zum Schluss. Der Roman hat mir nicht den Schlaf geraubt. Immer wieder gibt es detaillierte psychologische Ausführungen, die die Spannung mindern, außerdem werden ethische und juristische Fragen wie Schuldfähigkeit und extreme, an Folter grenzende Experimente bei der Behandlung von Straftätern in speziellen Einrichtungen erörtert. Der Roman ist nicht uninteressant, aber alles andere als ein nervenzerfetzender Thriller und von daher enttäuschend.