Rezension

Dornröschen und der Prinz

Anna O. (Exklusiv mit Schlafmaske) -

Anna O. (Exklusiv mit Schlafmaske)
von Matthew Blake

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 2019 in dem die fünfundzwanzigjährige Anna Ogilvy, in der Presse nur Anna O genannt, einer abscheulichen Tat beschuldigt wird. Sie soll auf einem Wochenendausflug ihre Freunde und Geschäftspartner mit zwanzig Messerstichen getötet haben. Seitdem sind vier Jahre vergangen, vier Jahre, in denen Anna O schlief ohne einmal aufzuwachen. Denn Anna O soll ihre Tat während des Schlafwandelns begangen haben. Viele glauben an Annas Schuld, genauso viele aber auch an deren Unschuld. Doch nun soll Schlafexperte und forensischer Psychologe Benedict Prince dafür sorgen, Anna aus ihrem Schlaf zu erwecken.

Was für eine spannende Idee, ich war auf jeden Fall sofort neugierig als ich dieses Buch zum ersten Mal auf Englisch in der Buchhandlung sah. Umso mehr habe ich mich gefreut als ich es dann bereits auf Deutsch entdeckt habe.
Der Schreibstil des Autors Matthew Blake fand ich sehr überzeugend, das Buch liest sich leicht und flüssig und schnell war man in der Geschichte drin.
Diese wird aus unterschiedlichen Perspektiven und verschiedenen Zeitebenen erzählt. So erhält man als Leser einen Blick auf Anna O, das Dornröschen und dem forensischen Psychologen Benedict Prince, der Prinz. Allein diese Namensgebung fand ich übrigens sehr originell.
Im Großen und Ganzen folgt dieser Thriller einer konstanten Spannungskurve, wobei hin und wieder doch zu weit ausgeholt wurde und zwischen temporeichen Abschnitten immer mal wieder kleinere Längen entstanden. Man bekommt hier aber auch einen guten Einblick auf das Leben der Anna O und deren Familie, sowie einen Blick auf eine Tat, die genau zwanzig Jahre vor Annas Tat lag. Damals erstach eine Frau während des Schlafwandelns ihre Stiefkinder. Ob und wie es hier Zusammenhänge gibt, verrate ich an dieser Stelle aber nicht. Was die Spannung angeht, gab es neben zwischenzeitlichem Tempo auch noch den ein oder anderen Plottwist, von dem mich allerdings nicht alles überraschen konnte. Lediglich mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet.
Was ich richtig spannend fand, ist das Phänomen eines Körpers, der aus lauter Hoffnungslosigkeit aufgibt und wie bei Anna, in einen Schlaf fällt. Das nennt man Resignationssyndrom und soll vor allem bei Flüchtlingskindern in Schweden zu beobachten gewesen zu sein.
Die Charaktere fand ich spannend, man wusste eigentlich gar nicht, ob und wem man hier wirklich vertrauen kann. Psychologe Ben machte einen sehr sympathischen Eindruck und ich mochte seine Entschlossenheit Anna aufzuwecken und der Ursache des Schlafes auf den Grund zu gehen.
Anna ist ebenfalls ein spannender Charakter, aber im nicht schlafenden Zustand eine sehr berechnende Person, die alles andere als sympathisch wirkt.
Neben den Beiden gibt es eine Vielzahl weiterer Charaktere, die auch hin und wieder für interessante Wendungen verantwortlich sind. Die Ausarbeitung der Charaktere fand ich gut gelungen und spannend.

Mein Fazit: Insgesamt ein spannender Thriller mit kleineren Längen, die ich persönlich nicht zu störend empfand. Es gab hier einige sehr spannende Idee, allein das Thema Schlafwandeln fand ich richtig interessant. Auch die Charaktere, egal ob sympathisch oder nicht, waren vielschichtig und glaubwürdig. Mit Sicherheit gute Unterhaltung, auch wenn ich keine direkt schlaflosen Nächte hatte.