Rezension

Kommissar Phlegma ermittelt

Waidmannstod - Maxim Leo

Waidmannstod
von Maxim Leo

Bewertet mit 2 Sternen

Daniel Voss ist Chef der Mordkommission irgendwo in der brandenburgischen Pampa, und er wohnt im Kinderzimmer seines Elternhauses. Seit vier Monaten übrigens, seit er aus Stuttgart zurück kam, weil sein Vater damals starb. Die Mutter ist pflegebedürftig, also sind sie zu dritt in den Haus: er, seine Mutter und Maja, die polnische Pflegekraft.
Es passiert nicht viel, dort in der Pampa, wo noch der DDR-Mief vorherrscht (nein, sind nicht meine Worte), bis ... ja, bis doch noch mal was passiert: Bei einer Treibjagd wird einer der Jäger tot aufgefunden - ermordet, inszeniert wie erlegtes Wild. Er wird nicht der einzige Tote da in der Pampa bleiben, und Daniel Voss, der phlegmatische Polizeibeamte, muss sich rühren.

Er rührt sich erst mal, indem er seinen Untergebenen zusammenfaltet; das macht er übrigens am Anfang ziemlich oft. An dem stört ihn einiges, unter anderem, dass er ihrem Oberchef, dem namenlosen Polizeidirektor, immer brühwarm erzählt, wie weit die Ermittlungen vorangeschritten sind. Spielt keine Rolle, dass er genau dasselbe tut, allerdings nicht mit einem von der Polizei, sondern mit der Pflegekraft seiner Mutter. Ja, ihr hört richtig, er gibt einfach mal so vertrauliche Untersuchungsergebnisse weiter. Aber Voss ist ja so ein guter Polizist (wird mir ständig vom Autor erzählt), der darf das. Der darf sich auch saudämlich anstellen, nicht einmal oder zweimal, nein, das darf er öfter. Weil er so ein guter Polizist ist, lässt er Verdächtige entkommen, ignoriert Eindringlinge in seinem Garten und macht sich im Alleingang auf die Suche nach einer verborgenen Hütte im Wald, wo sich ja wahrscheinlich nur ein Mörder herumtreibt. Alles kein Problem, er ist schließlich ein guter Polizist. (Erzählt mir der Autor.)

All das tut er behääääääääääbig. Wie jetzt, behäbig wird gar nicht mit zehn "ä" geschrieben? Doch, ich bin sicher, das wird es. Jedenfalls, wenn es um Voss geht. Der ist Anfang bis Mitte vierzig, benimmt sich aber einerseits wie ein pubertierender Jüngling, andererseits wie ein alter Knacker, der kaum noch weiß, wie man einen Fuß vor den anderen setzt. Mal ehrlich, ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie so einer Chef einer Mordkommission werden konnte. Sämtliche anderen Polizisten waren fähiger als er. Ach, ich vergaß. Weil er ein so guter Polizist ist. (Sagt der Autor.)

Fazit: Zäh wie die Schuhsohle an den Stiefeln der Jäger und so spannend wie ein abtauender Kühlschrank.