Rezension

Atmosphärischer Krimiauftakt - Netter Kommissar - viel Natur

Waidmannstod - Maxim Leo

Waidmannstod
von Maxim Leo

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kommissar Daniel Voss kehrt nach der Polizeiausbildung und längerer Zeit in Stuttgart in sein brandenburgisches Heimatdorf zurück und wird bald als Leiter der Mordkommission in Bad Freienwalde eingestellt. Und schon darf er in dieser Funktion zur Tat schreiten, denn im Sternekorper Forst wird ein Toter entdeckt. Er wurde genauso "zurechtgemacht", wie es waidmännisch mit erlegtem Wild nach der Jagd geschieht. Das lenkt die Fährte zunächst auf die zahlreichen Jäger in der Gegend. Aber der Tote hatte auch Waldbesitz, auf denen Windkraftanlagen errichtet werden sollten und dadurch viele Feinde in der Gegend. Die Spuren sind so zahlreich wie verwirrend und bringen Kommissar Voss kein bisschen weiter. Bis der zweite Mord geschieht...

"Waidmannstod" ist ein Krimiserien-Auftakt ganz nach meinem Geschmack: wir lernen keine skurillen Typen a la Carl Morck oder Cormoran Strike kennen, hier sind die Figuren total "normal". Voss kehrt in seine Heimat zurück, weil sein Vater gestorben ist. Da seine Mutter pflegebedürftig ist und in der Gegend gerade eine Stelle bei der Mordkommission frei ist, beschließt Voss zu bleiben und nimmt den Job an. Widerwillig zieht er vorerst in sein altes "Kinderzimmer" ein, wo er auf keinen Fall lange bleiben möchte. Doch bald bleibt ihm für die Wohnungssuche keine Zeit mehr. Er hat viel zu tun. Muss erstmals eine leitende Position einnehmen, in die er nur schwer hineinwächst. Seine enorme Naturverbundenheit, sein großartiger Instinkt und die gute Arbeit bringen ihm aber schnell den Respekt seiner Mitarbeiter ein. Christian Neumann und Frau Kaminski sind die engsten Mitarbeiter, über die wir privat allerdings nichts erfahren und die bislang recht farblos bleiben. Um die Pflege der Mutter kümmert sich derweil die polnische Pflegerin Maja, die Voss schon bald mit hilfreichen Ideen und Fragen in seinem Fall unterstützen kann.

Was mich an diesem Buch besonders fasziniert hat, ist die tolle Atmosphäre, die Maxim Leo schafft. Mit einer einfachen und auch poetischen Sprache läßt er mich als Leser teilhaben an der Natur. Die Wälder werden beim Lesen lebendig. Der Autor läßt seinen Polizisten beispielsweise einfach nur dastehen am Waldesrand, die Augen schließen und den Gesängen der Vögel lauschen. Wunderbar. Der Protagonist wirkt dadurch sehr "echt" und beeindruckt mich durch diese Liebe zur Natur. Er zeigt sehr viel Gefühl. Nicht zuletzt dadurch hat er offenbar diesen guten Instinkt, der ihm nachgesagt wird. Ständig verirrt sich Voss aber auch im Dickicht der vielen Spuren, hat immer wieder neue Verdachtsmomente, aber auch immer wieder Zweifel. Ungeahnte Machenschaften kommen ans Tageslicht, Beziehungskisten sind mehr als verzwickt... am Ende ist die (Auf-)Lösung doch völlig anders als gedacht.

Fazit: Obwohl dieser Krimi nicht als Pageturner durchgehen würde, besticht er mich mit einer atmosphärisch dichten Erzählform und fesselt so trotzdem bis zum Schluß. Der Autor hat mich mitgenommen in die wunderbaren brandenburgischen Wälder mit den kauzigen Einwohnern, die alle ihr Päckchen zu tragen haben. Der Kommissar Daniel Voss ist sehr bodenständig mit großer Naturverbundenheit, was mich persönlich total angesprochen hat und mich neugierig auf die nächsten Fälle warten läßt. Dann wäre noch etwas mehr Hintergrund zu Daniel Voss allerdings sehr wünschenswert ;-)