Rezension

Konnte mich nicht so überzeugen

Die Falle - Melanie Raabe

Die Falle
von Melanie Raabe

Bewertet mit 3 Sternen

Meine Meinung:
Inhalt
Linda ist eine erfolgreiche Autorin, die nie über den Tod ihrer Schwester hinweggekommen ist. Lange lebt sie sehr zurück gezogen und verlässt noch nicht mal mehr ihr Haus. Doch dann meint sie den Mörder ihrer Schwester in einer Nachrichtensendung gesehen zu haben und legt sich einen Plan zurecht, wie sie ihn fassen kann. Ihre Falle soll schon bald zuschnappen, doch ist dieser überhaupt der Täter, oder steckt vielleicht noch etwas anderes hinter dem Mord an ihrer Schwester?

»In meiner Welt gibt es keine Erde, keine Bäume und keine Wiesen, keine Kaninchen und keinen Sonnenschein. Das Vogelgezwitscher kommt vom Band die Sonne aus dem Solarium in meinem Keller. Meine Welt ist nicht weit, aber meine Welt ist sicher. Zumindest dachte ich das.«
Zitat aus: "Die Falle"

Cover
Ich mag das Cover sehr gerne. Es zeigt die düstere Stimmung, die während des Lesens herrscht und ist meiner Meinung nach echt gut gemacht.

»Jonas tat es ihr nach, griff nach ihrer Ledertasche, die auf den Stufen lag, und reichte sie ihr.
"Mein Gott, ist die schwer. Was haben Sie denn da drin? Gewichte?"
"Nur ein paar Bücher", antwortete Sophie und schwang sich die Tasche über die Schulter. "Irgendwie finde ich es tröstlich, immer etwas zum Lesen dabeizuhaben."«

Zitat aus: "Die Falle"

Gesamt
Die ganzen begeisterten Rezensionen und Stimmen zu "Die Falle" haben mich äußerst neugierig gemacht. Besonders die Aussagen, dass der Roman äußerst spannend sein soll, hat mein Bücherwurm-Herz schneller schlagen lassen. Gleich am Anfang sprang mir sogleich die herausragende Schreibweise der Autorin ins Auge. Was sie mit ihren Worten erschafft, vor meinen Augen bildlich aufleben lässt, hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Zusätzlich zu dieser sehr bildlichen Sprache hat es Melanie Raabe auch geschafft, mich zunächst an ihren Roman zu fesseln.
Der Plot faszinierte mich. Eine Schriftstellerin, die sich zu Hause einschließt, weil sie mit dem Tod ihrer Schwester auch Jahre danach nicht zurecht kommen kann. Was eigentlich auch nicht wunderlich erscheint, kennt man den Hintergrund, dass die Protagonistin den Mörder ihrer Schwester kurz nach der Tat sogar noch gesehen hat. Auf den ersten Seiten konnte ich mich noch sehr gut mit Linda identifizieren. Ich habe verstanden, wie weh es ihr immer noch tut und auch warum sie sich einschließt und im Grunde genommen mit niemandem so richtig Kontakt haben möchte.
Doch dann wurden mir die Gedanken der Protagonistin irgendwann zu viel. Ich konnte es nicht mehr ertragen, wie sie sich Tag für Tag dieselben Fragen gestellt und dieselben Handlungen vollzogen hat. Dies ging sogar so weit, dass ich mich schlicht gelangweilt habe. Die Geschichte nahm immer mehr an Fahrt ab, weil einfach nichts anderes geschah, als dass Linda zu ihren Orchideen geht, oder sich Gedanken darüber macht, wie sie den Täter am Besten fassen könnte.
Bis zu dem entschiedenen Tag war mir da einfach viel zu wenig, was den Plot vorangebracht und die Geschichte spannend gemacht hätte. Mir wurde zu der Zeit schlicht zu viel um den heißen Brei herumgeredet.
Bis der Roman wieder an Fahrt aufgenommen hatte, dauerte es zwar eine Weile, doch dann überschlugen sich die Ereignisse und konnten mich auch in gewisser Weise überzeugen. Es hat mir sehr gefallen, wie Melanie Raabe versucht den Leser in die Irre zu führen. Ich muss allerdings zugeben, dass ihr dies bei mir nicht gelungen ist, denn ich bin ziemlich schnell darauf gekommen, was Sache ist. Trotz der vielen Abzweigungen, die die Autorin in ihren Roman gepackt hat, befand ich mich sehr schnell auf dem richtigen Weg und habe mich somit nicht in die Irre führen lassen.
Besonders gelungen finde ich den Roman in dem Roman. Wie Linda ihren Thriller geschrieben hat, hat mir sehr gut gefallen. Es kam mir wirklich so vor, als hätten zwei verschiedene Personen an diesem Roman geschrieben. Einmal Melanie Raabe, wenn es um Linda ging und einmal Linda selbst, wenn sie sich an den PC setzte und einfach drauflos schrieb. Der Thriller in Raabes Werk passt wie die Faust aufs Auge zu "Die Falle". In diesem Thriller erfährt man als Leser nämlich noch viel mehr von Linda, als das, was sie selbst von sich preisgeben möchte.
Alles in allem empfand ich "Die Falle" als einen gelungen Roman für Zwischendurch, bei dem ich mir das Ende allerdings ein bisschen anders gewünscht hätte.

In Kürze:
Positiv
Ich finde den Plot unfassbar gut.
Zwei Geschichten in einem Buch.
Ich-Erzähler und auktorialer Erzähler wechseln sich ab.
Fesselnder und sehr bildlicher Schreibstil der Autorin.

Negativ 
Die Protagonistin war mich nicht sehr sympathisch.
Leider habe ich mich ab und zu gelangweilt.
Wiederholungen und
es wird viel Nebensächliches erzählt.
Das Ende empfand ich als "unrund".

Fazit:
Die außergewöhnlich gute Art und Weise, wie Melanie Raabe es schafft ihre Wörter aneinander zu reihen und somit die Umgebungen und Protagonisten lebendig werden zu lassen, hat mich darüber hinweggetröstet, dass mich der Plot in der Umsetzung leider nicht überzeugen konnte.
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