Rezension

Leider enttäuschend

Babel -

Babel
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 2 Sternen

Auf Grund des Cholera-Ausbruchs in China verliert Robin seine Mutter, die letzte Familienangehörige, die er noch hatte. Jedoch rettet ihn ein Professor aus Oxford. Dieser nimmt den Jungen kurzerhand mit nach England. Zum Glück hat Jemand Robin während seiner Kindheit zahlreiche englische Bücher geschickt, sodass er die Sprache beherrscht. Doch das reicht dem Professor nicht aus. Er will, dass Robin noch weitere Sprache lernt, damit er in Babel studieren kann. Kaum am Königlichen Institut für Übersetzung angekommen, lernt Robin auch die Schattenseiten kennen.

 

Das Cover wirkt durch die schwarz-weiße Gestaltung sehr düster und geheimnisvoll. Der Schreibstil ist fließend. Die Autorin schreibt sehr detailliert und bildlich. Auch wenn das Buch über 700 Seiten hat, so lässt es sich wirklich schnell lesen. Es sind auch zahlreiche Fußnoten im Buch enthalten, die ich jedoch irgendwann übersprungen habe, da sie meinen Lesefluss gestört haben.

 

Robin ist der Hauptcharakter, um den sich die gesamte Geschichte dreht. Man lernt ihn als schüchternen Jungen aus China kennen, der dankbar für die Chance beim Professor ist. Man lernt ihn aber auch als jungen Mann kennen, der die Dinge anfängt zu hinterfragen. Für mich ist Robin aber vor allem eins: naiv. Er möchte gerne ein Aktivist sein, aber ist auch nicht so ganz bereit sein Leben aufzugeben. Für mich ist er nicht bereit die Verantwortung für sein Handeln zu tragen. Er lässt sich viel zu einfach und zu schnell manipulieren. Manchmal hatte ich sogar den Eindruck, dass er keine eigene Meinung hatte. Am Ende konnte mich Robin dann überraschen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber aus meiner Sicht hat er es sich zu einfach an der Stelle gemacht. Und auch das hat mir wieder gezeigt, dass er nicht zu Ende gedacht hat.

 

Auch die anderen Charaktere blieben für mich schwach. Ich habe keinen Zugang zu den Charakteren gefunden. Sie blieben zu blass, so dass ich leider mit keinem einzigen Charakter mitfiebern konnte.

 

Die Autorin konnte mich mit ihrer Trilogie „Im Zeichen der Mohnblume“ komplett in ihren Bann ziehen und daher habe ich mich auch riesig auf Babel gefreut, aber leider konnte mich das Buch überhaupt nicht in seinen Bann ziehen. Ich kann den Hype auch überhaupt nicht nachvollziehen. Für mich war das gesamte Buch einfach nur unglaublich langatmig. Die Autorin hat sich für meine Begriffe zu sehr in Details verloren. Die über 700 Seite lange Geschichte hätte man für mich auch in gut der Hälfte der Seiten zusammenfassen können. Das hätte mir persönlich vollkommen ausgereicht.

 

Die Handlung verlief somit sehr schleppend. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass es eine atmosphärische Geschichte ist, die sich sehr auf Details und Charaktere verlässt, so hat das aus meiner Sicht zu viel Raum eingenommen, sodass sich die Geschichte verloren hat. Vor allem aber hat mir der Magieaspekt gefehlt bzw. in einem größeren Ausmaß gefehlt. Das Silberwerk wird zwar erläutert, doch wirklich ins Detail wird an der Stelle nicht gegangen. Da hat die Weitsicht gefehlt. Das Ende fand ich wiederrum überraschend und habe ich in der Tat nicht kommen sehen.

 

Was ich der Autorin zu Gute halte ist die Tatsache, dass sie sich sehr viel Mühe gegeben hat mit den historischen Gegebenheiten. Sie muss unglaublich viel recherchiert haben. Gerade die ersten Seiten machen deutlich, dass sie klarstellen möchte, dass sie sich an den historischen Gegebenheiten orientiert, jedoch kleine Abweichungen vorhanden sind, die ihrer Geschichte zu Gute kommen. Auch ein Hinweis zum Rassismus hat sie gegeben. Ich glaube aber auch, dass sie das bewusst geschrieben hat, damit sie keinen Shitstorm abbekommt.

 

Aus diesem Grund kann ich leider nicht mehr Sterne geben. Es tut mir unglaublich Leid. Vor allem weil mir ihre Trilogie so gut gefallen hat und ich mich wirklich auf Nachschub von ihr gefreut habe. Aber bedauerlicherweise habe ich mich durch die Geschichte gequält und muss gestehen, dass ich froh war, als ich sie beendet habe. Wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen, dann hätte ich es vermutlich abgebrochen.