Rezension

Dem Buch fehlt vor allem Tempo

Babel -

Babel
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 3 Sternen

Als Kind wird Robin Swift von Prof. Lovell vor dem Tod gerettet. Seine gesamte Familie ist im chinesischen Kanton an der Cholera gestorben, als der Professor ihn findet und mit nach England nimmt. Dort bereitet er den Jungen auf sein Studium an dem Königlichen Institut für Übersetzung der Universität in Oxford, genannt Babel, vor, indem Robin Unterricht in Altgriechisch und Latein erhält. Als einer von vier Schülerinnen und Schülern fängt er dort an. Da ist er, der chinesische Junge aus Kanton, Ramy, ein indischer Junge, Victoire, ein Mädchen aus Haiti sowie Letty, eine Engländerin aus gutem Hause. Das Buch beginnt interessant, indem wir die Rettung von Robin Swift erleben und seine ersten Jahre in England. Als Einstieg in die Geschichte fand ich es gut, erst einmal ein Gespür für die Hauptfigur zu erhalten und ihn ein wenig kennenzulernen.

Doch kaum hat Robin am Institut Babel in Oxford mit seinem Studium begonnen, wirkt das Buch auf mich, als müsste uns die Autorin Rebecca F. Kuang ihr geballtes Wissen über Sprache, Sprachentwicklung und Übersetzung vermitteln. Ich fühlte mich, als würde ich in einer Pflichtveranstaltung an der Universität sitzen und einer Vorlesung lauschen, die ich nicht sonderlich interessant finde. Nach einer längeren Abhandlung, durch die ich mich gequält habe und bei der ich mich gefragt habe, warum die Autorin über das Thema nicht ein Sachbuch geschrieben hat, enthält das Buch bis Kapitel 12 immer wieder Abschnitte, in denen sie doziert und uns Sprachtheorie vermittelt. Mir passiert auf diesen Seiten auf der Handlungsebene einfach viel zu wenig und ich finde das Buch eher langweilig.

Nachdem endlich der Theorieanteil wieder abnimmt und inhaltlich mehr passiert, finde ich das Geschehen viel spannender. Denn das Buch beschäftigt sich mit sehr wichtigen politischen und gesellschaftlichen Themen. Es geht um Rassismus, Kolonialgeschichte, Klassenkampf. Alles Themen, die mich brennend interessieren, besonders auch im Vergleich von früher zu heute. Doch leider steht auch hier die aktive Handlung wieder schnell im Hintergrund, indem die Autorin uns an den Gedankengängen der Figuren und Diskussionen der Personen im Detail teilhaben lässt. Seitenweise erörtern die Charaktere das Für und Wider ihres Denkens und Handelns, ihrer Vorstellungen und Wünsche. Leider wird das Buch dadurch wieder sehr langatmig.

Mir hat insgesamt einfach Tempo in der Handlung gefehlt. Es passiert zu wenig und wird zu viel Theorie vermittelt sowie diskutiert. Schade, da das Buch sehr wichtige und spannende Themen behandelt und meiner Ansicht nach die Chance vertan wird, viele Menschen mit diesen spannenden Themen zu erreichen.