Rezension

Geniale Fantasy

Babel -

Babel
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 5 Sternen

Vorsicht. Wenn Sie nicht gerne euphorische Rezensionen lesen, dann sollten Sie hier aufhören zu lesen. Wenn Sie lieber unvoreingenommen das Buch BABEL lesen wollen, dann könnte dieser Text auch schwierig sein. Für mich war der Roman von Rebecca F. Kuang das, was ich eine Offenbarung nennen würde. Mein erstes Buch dieser Autorin, aber nicht deren erstes. Aber sicherlich das, welches im Augenblick am ambitionierten und reifesten daher kommt.

Von der ersten Zeile an war ich gefesselt und das blieb die ganzen 736 Seiten so. Für mich hätte es gerne noch ein paar Seiten länger sein dürfen, weil ich sehr gerne in dieser Welt geblieben wäre, um noch mehr zu staunen. Die Autorin schafft es, etwas Neues zu kreiieren und dabei auf unvergleichliche Weise ein gehöriges Maß an realer Historie einfließen zu lassen. Wir befinden uns in einer Zeit, in der England noch das große Empire war und unzählige Kolonien auf der ganzen Welt hatte. Die Magie, die man aus Silberbarren mit Hilfe von Sprache gewinnen kann, ist der Hauptgrund für den Erfolg und auch die Hauptmotivation dieser Expansion in die ganze Welt. Denn England benötige Silber in großen Mengen und Kunden, die die britische Magie mit Gold bezahlen. Babel ist eine Schule für Sprachwissenscahftler, die auf sieben Stockwerken sämliches Wissen über alle Sprachen der Welt und über die Silbermagie beherbergt. Begabte junge Leute aus der ganzen Welt werden hier in mehreren Jahren zu denen ausgebildet, die die Magie mit ihrem Wissen zum Leben erwecken.
Diese magische neue Fantasywelt wird sehr glaubwürdig und intensiv beschrieben und Kapitel für Kapitel begreift man mehr, wie alles zusammenhängt aber auch, woran die Gesellschaft und die ganze Welt krankt. U.a. an Unterdrückung und Sklaverei, an Ausbeutung und Ungleichheiten jedweder Form. Vier junge Leute stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Und während die Schuljahre vergehen müssen sie erkennen, dass sie Handlanger eines brutalen Apparates sind und sie müssen sich jeder für sich entscheiden, wie sie sich verhalten wollen.

Kuang besticht mit einer geschliffenen Sprache, einem Plot, der mit großer Intellígenz daherkommt, Charakteren, die Zeit haben zu wachsen und dem Leser dabei ans Herz wachsen, einer Dramatik, die sich Stück für Stück aufbaut um dann in einem genialen Finale sein Ende zu finden. Und auch, wenn das nicht unbedingt happy und ruhig ist, so hat es mich doch glücklich gemacht, dass ich dieses Buch für mich entdecken durfte.

Ein absolutes Jahreshighlight und einfach nur geniale Fantasy.

Kleiner Nachsatz. Der Plot ist ganz anders, als ich ihn erwartet hatte. Man sollte bitte keine festgelegten Erwartungen haben sondern sich einfach darauf einlassen. Und man sollte keine reine Unterhaltung erwarten, denn das Buch führt einem den Spiegel unserer Gesellschaft vor Augen. Das muss man mögen.