Rezension

Zu detailverliebt

Babel -

Babel
von Rebecca F. Kuang

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Buch halten soll. Es ist ein gutes Buch, das einen behutsam in eine geheimnisvolle Welt einführt und sich sehr viel Zeit dabei lässt. Dabei ist der Harry-Potter-Vergleich mit dem es überall beworben wird, eher störend, weil der ganz falsche Erwartungen weckt.

Die Idee ist originell. Hier wird aus alt Bekanntem eine ganz neue Welt gebastelt. Wir sind in Oxford Anfang des 19. Jahrhunderts, wo der chinesische Waisenjunge Robin tatsächlich in Babel, dem Institut für Sprachen und Übersetzungen, aufgenommen wird. Babel ist das Zentrum, wo mit Hilfe von Wortpaaren aller Sprachen Silberbarren magische Kräfte verliehen werden. Das ganze Commonwealth wird mit diesen Kräften betrieben. Dass das fernab von Oxford üble Konsequenzen hat, war Robin nicht klar.

Nach und nach landet man in einer alternativen Vergangenheit, die schillernden Silberzauber verströmt, gleichzeitig aber auch die industrielle Revolution ganz anders inszeniert, den Kolonialismus an den Pranger stellt und zur Krönung all dessen versucht, den Opiumkrieg zu verhindern.

Das ist spannend und neu, nur leider entsetzlich weitschweifig. Unglaublich viele Details finden hier Beachtung, aber die Geschichte geht nur sehr langsam voran. In dem Tempo fällt kaum auf, wie actionreich das ganze eigentlich ist.

Es ist auch ein bisschen frustrierend, endlose Theorien zu Wortpaaren, Übersetzungen und deren Auswirkung auf das Silber durchzunehmen, ohne es dann tatsächlich zu verstehen. Natürlich versteht niemand, wie Magie funktioniert, nur hätte ich den Punkt dann gerne etwas gestrafft serviert bekommen.
Also, „Babel“ ist ein schönes Buch, das stark gekürzt großartig sein könnte. So bekommt es von mir 3,5 Sterne.