Rezension

Lest dieses Buch!

Poppy - Astrid Korten

Poppy
von Astrid Korten

Bewertet mit 5 Sternen

Die alleinerziehende Mutter zieht an Poppys sechstem Geburtstag mit ihrer Tochter aus einer kleinen heruntergekommenen Mietwohnung zu ihrem neuen Freund in eine herrschaftliche Villa. Für beide beginnt nun ein neues Leben, denn der reiche "Onkelmann" überhäuft das kleine Mädchen mit Geschenken und Aufmerksamkeit und die Mutter aus ärmlichen Verhältnissen genießt den Luxus und das Geldausgeben in vollen Zügen. Doch alles hat seinen Preis ...

Ohne lange herumzureden: Astrid Korten hat mit "Poppy" dem missbrauchten Mädchen eine Stimme gegeben, das Thema "KIndesmissbrauch" enttabuisiert und ein wichtiges Buch über das furchtbare Martyrium von vergewaltigten Kindern geschrieben.

In einfachen, klaren Worten lässt die Autorin Poppy von den Ereignissen erzählen und dabei kommt schon allein durch Wortwahl und Sprachstil das zarte Alter des Kindes sowie seine außerordentliche Entwicklung zum Ausdruck. Das Geschehen geht unter die Haut und hat mich tief erschüttert: Schwankend zwischen Fassungslosigkeit, Wut, Angst und Übelkeit habe ich mit Poppy mitgelitten, aber auch ihre Stärke, ihre Fröhlichkeit und ihr Verantwortungsbewusstsein gegenüber ihrer Familie bewundert. Selbst eine gewisse Situationskomik und ein immer wieder aufblitzender Humor ist zu konstatieren.

Bemerkenswert ist, wie feinfühlig Astrid Korten mit diesem sensiblen Thema umgeht und dass es ihr gelingt, die perversen Geschehnisse ohne Brutalität und Sexismus darzustellen; nichtsdestotrotz wird das Leid mehr wie deutlich.

Fast noch schlimmer als den pädophilen Stiefvater habe ich jedoch Poppys Mutter empfunden, deren Dummheit, Selbstverliebheit, Kaufsucht und schließlich sogar geistige Verwirrtheit nicht nur zum jahrelangen Wegschauen geführt, sondern Poppys Erleben noch weiter verschlimmert haben. In ihr, der überhaupt recht asozialen Familie, aber auch dem weiteren Umfeld wird der Gesellschaft ein Spiegel vorgehalten und der Leser zum Nachdenken angeregt und zum Genau-Hinschauen und Handeln ermutigt. Bei allem Leid und den intensiven Gefühlen, denen sich der Leser (insbesondere natürlich Mütter, aber auch jeder andere mitfühlende Mensch) aussetzt, sollte man sich trotzdem diesem Buch stellen und Poppy in sein Leben lassen, denn Poppy ist ein wunderbarer Mensch, der auch Mut und Hoffnung verleiht - und der Autorin ist mit ihrer Geschichte ein großartiges Buch gelungen.

Ich möchte hier nicht nur eine Empfehlung aussprechen, sondern eine Aufforderung: LEST DIESES BUCH!