Rezension

Mich konnte der Auftakt beeindrucken und enorm faszinieren

Rat der Neun - Gezeichnet - Veronica Roth

Rat der Neun - Gezeichnet
von Veronica Roth

Bewertet mit 4 Sternen

Nun habe ich mich endlich an den ersten Band der Dilogie rund um den Rat der Neun herangetraut.
Durch die vielen verschiedenen Meinungen war ich schon etwas skeptisch. Aber ich muss sagen, ich wurde positiv überrascht.
Der Einstieg gelang mir durch den fließenden und stark einnehmenden Schreibstil der Autorin sofort recht gut.
Das Setting selbst empfand ich als sehr faszinierend, auch wenn alles recht düster und trostlos wirkte. Dabei wurde sich jedoch nicht groß mit Beschreibungen aufgehalten. So hatte ich für mich die Möglichkeit, meiner eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen. Und diese hat das dann auch bis zum Anschlag ausgeführt.
Die Idee dahinter gefällt mir wirklich recht gut, schafft es aber auch verschiedene Blickwinkel zu offenbaren.
Angefangen bei den Lebensgaben. Wo man sich gleich mit dem Gedanken beschäftigt, ob dies ein Segen oder auch ein Fluch ist.
Selbst jetzt nach dem lesen, bin ich mir noch nicht sicher, für welche Seite ich mich entscheide. Vielleicht ist es ja auch von beiden etwas.
Die verschiedenen Völker, auf welcher Stufe man steht und auch wer Freund und Feind ist. Denn dies ist nicht immer leicht zu beantworten.
Auch den Wandel der Charaktere zu beobachten war für mich sehr interessant. Sie müssen viel für sich selbst herauszufinden, auch um daran zu arbeiten und daran zu wachsen.
Nach und nach kommt dabei immer mehr ans Licht, aber immernoch liegt so unheimlich viel im Dunkeln.
Cyras Gabe fand ich besonders facettenreich und sie wurde auch sehr gut herübergebracht. Das dies auch mit Schmerz , Qual und innerer Zerrissenheit verbunden ist, wird bald recht deutlich. Und vielleicht habe ich mir ihr gerade deshalb auch so nah und verbunden gefühlt. Ich konnte mich stets sehr gut in ihre Gedankenwelt hineinfühlen und auch ihr Handeln nachvollziehen. Und obwohl ich sie unglaublich stark und mutig fand, kam sie mir auch enorm zerbrechlich vor. So das in mir doch ab und zu der Beschützerinstinkt erwacht ist
Die zentralen Personen hierbei sind vor allem Cyra und Akos, aus deren Sicht wir auch alles erfahren. Bei Akos habe ich etwas gebraucht, bis ich mit ihm warm werden konnte. Aber mit der Zeit hat auch er etwas in mir ausgelöst.
Auch Ryzek ist für diese Geschichte von enormer Bedeutung. Das ich ihn nicht sonderlich mochte, ja sogar verabscheute ist mehr als nachvollziehbar. Bei ihm gab es viel geheimnisvolles, was ich nicht alles ergründen konnte. Und wo für mich auch noch Fragen offen blieben.
Das Buch selbst ist in vier Teile gegliedert, was mir sehr gut gefallen hat. Ebenso wie die Karte und das Glossar am Ende des Buches.
Mir bereiteten vor allem die verschiedenen Namen und auch die Begriffe immer wieder Probleme. Hätte ich vorher von dem Glossar gewusst, hätte ich es wohl gleich zu Rate gezogen. Da nicht so viel dazu im Buch erklärt wurde, gelang es mir erst nach und nach alles herauszufinden und in Einklang zu bringen.
Dennoch beeinflusste das nicht meine Begeisterung für diese komplexe und wendungsreiche Geschichte, die mich von Beginn an im Griff hatte. Es ist sicher nicht leicht zu lesen, besonders wenn man den emotionalen Aspekt betrachtet. So musste auch ich immer mal wieder Pausen einlegen. Was aber auch mit daran gelegen hat, das es sich ab einem gewissen Zeitpunkt gezogen hat.
Die Story selbst ist sehr abwechslungsreich gestaltet und ergründet viele Wege. Erkenntnisse und Wahrheiten offenbaren sich, die das ein oder andere Mal doch ziemlich erschüttern.
Das Grauen manifestiert sich immer mehr.
Und auch wenn ich dachte, mich könnte nichts mehr erschüttern. So gelang es der Autorin , mich eines besseren zu belehren.
Es wird von vielen Höhen und Tiefen begleitet und oftmals versinkt man in Grübeleien.
Und auch wenn ich es als ziemlich düster, schmerzlich und hoffnungslos empfand, so wurde auch der zwischenmenschliche Aspekt nicht außer acht gelassen. Das hat das ganze für mich doch etwas aufgelockert.
Die Spannung ist durchweg vorhanden, jedoch meist unterschwellig spürbar.
Schlussendlich ein Auftakt der viel über die Charaktere und ihre Verbindungen offenbart, aber gleichzeitig auch mit einem wundervollen Setting und einer faszinierenden Grundidee beeindruckt.
Ich bin sehr gespannt darauf, wie sich das ganze im Folgeband weiterentwickeln wird.

Fazit:
Mich konnte der erste Band der Dilogie beeindrucken und enorm faszinieren.
Neben einigen Punkten die mir Probleme bereiteten, hat es die Autorin dennoch perfekt verstanden, mich mit der Grundidee und den ausdrucksstarken Charakteren in Atem zu halten.
Ich bin gespannt darauf wie es weitergeht.