Rezension

Mit “der letzte Liebesbrief “ hat J. Vellguth etwas sehr intensives , sanftes und mitreißendes geschaffen

Der letzte Liebesbrief - J. Vellguth

Der letzte Liebesbrief
von J. Vellguth

Und wenn du es am wenigsten erwartest, trifft es dich mit solch einer Kraft, das es dein Leben völlig aus der Bahn wirft.
“Der letzte Brief” ist kein Liebesroman im herkömmlichen Sinne. Es kommt nicht wie ein stürmisches Gewitter und ist nicht voller Leidenschaft und Kraft.
Letztere Komponente spielen zwar nicht eine weniger wichtige Rolle. Aber es geht tiefer. Es kommt sanft und leise , wie ein sanfter Sommerregen , den man nicht erwartet.
Es nistet sich langsam ein , ohne das man es nur bemerkt.
Und ehe man es sich versieht, ist man auch schon vollkommen verloren.
Ebenso sind die Charaktere nicht perfekt. Sie sind authentisch, mit spürbaren Ecken und Kanten versehen. Man kann sie fühlen , denn sie zeigen alles von sich.
Was sie glücklich und traurig macht. Worin ihre Hoffnungen, Träume und Ängste bestehen.
Was sie im Endeffekt ausmacht. Selbst die Nebencharaktere verstehen zu begeistern. Sie alle haben eine Geschichte zu erzählen, die nicht minder unter die Haut gehen.

Der Schmerz und die tiefe Traurigkeit ist immer da und je mehr man voranschreitet, umso mehr begreift und verinnerlicht man , was es mit sich bringt.
Nell ist eine junge Frau, die viel Schmerz in der Vergangenheit ertragen musste, Verlust und Traurigkeit haben sie verändert und plötzlich entdeckt sie eine Botschaft, die ihr Leben vollkommen aus der Bahn wirft. Wie sehr, ahnt sie da noch nicht und dann wäre da noch Sam, ein Modefotograf. Er hat seine Muse verloren und ist ebenso vom Weg abgekommen und nun treffen diese beiden Mensczhe aufeinander und dazwischen eine Suche, die nicht nur neue Entdeckungen mit sich bringt. Viel mehr ist es eine Suche nach dem eigenen Ich, der Vergangenheit, der Gegenwart und dem wahren Glück.
Eine Reise beginnt, die sie erschüttert, verändert und emotional völlig aus der Bahn wirft.

Die Autorin hat einen sehr einfühlsamen, leichten und fließenden Schreibstil, der sofort unter die Haut geht.
Hierbei erfährt man die Perspektiven von Sam und Nell, was mir sehr gut gefallen hat. Nicht nur weil es ihre Geschichte ist , sondern weil man sie dadurch auch besser kennenlernt.
Stück für Stück taucht man in die Vergangenheit ein und legt immer mehr davon frei.
Doch die Vergangenheit hat Spuren in der Gegenwart hinterlassen , die man mehr als deutlich zu spüren bekommt.
Es sind Narben auf der Seele die ein Ventil suchen und kurz vor dem Ausbruch stehen.
Gleichzeitig wird man mit einer unglaublichen Kraft zu Sam und Nell gezogen.
Zwei Menschen die ich sofort ins Herz geschlossen habe. Die so unterschiedlich sind , das es schon wieder faszinierend ist.
Es entwickelt sich eine Handlung , die zwar etwas vorhersehbar ist , dadurch aber nicht weniger unter die Haut geht.
Man lacht , liebt und leidet.
Man spürt es unter der Oberfläche brodeln , ist einer hilflosen Wut ausgeliefert und schlussendlich entwickelt sich eine Hoffnung, die man kaum benennen kann.

Nells Vergangenheit hat mich sehr beschäftigt. Die Autorin bringt recht schwierige und ernste Themen aufs Papier , die einfach nicht kalt lassen.
Gleichzeitig hat sie aber auch eine sehr einfühlsame, sanfte und ehrliche Art , dem Ganzen auf den Grund zu gehen.
Man erfährt nicht nur mehr über die Vergangenheit, vielmehr zeigt sie auf, das niemand perfekt ist. Das jeder sein Päckchen zu tragen hat und selbst entscheidet ob er daran zerbricht oder kämpft.

Es geht hier nicht in erster Linie um eine Liebesgeschichte. Diese empfand ich jedoch auch sehr schön. Sie punktet weniger durch Tempo , als vielmehr durch Tiefgründigkeit und Facettenreichtum.
Es geht in erster Linie um die Vergangenheit. Um die Dämonen , die im Untergrund lauern und endlich freigelassen werden wollen.
Es wird bestimmt von einer unterschwelligen Traurigkeit , die immer mehr in den Bann zieht und nicht loslässt.
Besonders die Nachrichten haben mir unheimlich gut gefallen. Eine Geschichte, die romantisch, ehrlich und voller besonderer Momente ist.
Es ist keine leichte Sommerlektüre , wie man vielleicht erwarten würde.
Sie hat mich sehr beschäftigt und immer wieder innehalten lassen. Ich hatte meine Vermutungen , der Autorin gelang es jedoch geschickt , mich immer wieder zu überraschen.

Letztendlich konnte mich dieser Roman wirklich begeistern. Einfach weil er tiefer , ehrlicher und facettenreicher war , als ich erwartet hätte.

Fazit:
Mit “der letzte Liebesbrief “ hat J. Vellguth etwas sehr intensives , sanftes und mitreißendes geschaffen.
Charaktere die unter die Haut gehen , Themen die zum nachdenken bringen und eine Handlung die bewegender kaum sein könnte.
Es erschlägt dich nicht mit all seiner Kraft und Intensität.
Es kommt sanft und leise , legt sich um dich und reißt dabei immer mehr mit.
Ein Roman , der zeigt was Narben aus uns und unserem Leben machen. Aber gleichzeitig wird auch aufgezeigt, was wahres Glück bedeutet.