Rezension

Musikalischer Liebesroman

The Light in Us - Emma Scott

The Light in Us
von Emma Scott

Bewertet mit 4 Sternen

Als Charlotte zerbrach, verlor sie die Musik in ihrem Herzen. Aus der einst virtuosen Geigerin wurde eine Servicekraft, die sich täglich abstrampelt, um über die Runden zu kommen. Unverhofft erhält sie ein Jobangebot als Assistentin für einen Mann, dem das Licht abhandenkam.

„The Light In Us“ ist ein schöner Liebesroman, der die Musik und das Licht in die Herzen seiner Leser bringt. 

Ich lese selten Liebesromane, aber manchmal brauche ich zwischen Thriller und Horror-Romanen Gefühle, die nicht mit Todesangst, sondern emotionaler Hingabe verbunden sind. Die Meinungen zu „The Light In Us“ waren durchgehend gut, deshalb habe ich zu diesem Buch gegriffen. 

Charlotte lebt in New York, wo sie einst voller Hoffnung und Zuversicht ihr Musikstudium aufnahm. Doch aus ihren großem Traum eine berühmte Violinistin zu sein, wurde nichts, als ihr Bruder starb und ihr Herz von der ersten Liebe gebrochen war. Insgesamt mochte ich Charlotte gern. Sie ist - wenn es nicht um ihre eigene Person geht - bewundernswert optimistisch, bescheiden und strahlt trotz der eigenen Lethargie Zuversicht aus.

Gestört hat mich ganz allgemein, dass sie ein typisches Mauerblümchen ist. Ich frage mich bei Liebesromanen öfter, warum Heldinnen charakterlich dermaßen farblos und als anbetungswürdige Heilige dargestellt sind. Ein bisschen mehr Pfeffer könnte nicht schaden, weil es lebendiger wirken würde.

Das männliche Pendant zur herzallerliebsten Charlotte ist Noah, der Arbeitgeber, dem das Licht aus den Augen fiel. Noah ist ein typischer Macher, der nimmt, was ihm seiner Meinung nach zusteht. Bevor er in New York gestrandet ist, war er als Extremsportler auf der ganzen Welt unterwegs. Ständig ging es um den Kick, um das Adrenalin und er lechzte nach der Gefahr.

Umso erstaunter war ich, wie rasch sich aus dem groben Macho-Typen ein zärtlicher und rücksichtsvoller junger Mann herauskristallisiert. Einerseits ist es für mich aufgrund des radikalen Schnitts in seinem Leben glaubwürdig, andrerseits wandelt sich ein Charakter nicht vollständig, weil man einen Unfall hat. 

Von der Handlung her ist es ein schöner Liebesroman. Es geht um den Kampf mit sich selbst, Träume, die begraben und neue Möglichkeiten, die erkannt werden. Richtig gut gefällt mir, dass Emma Scott kaum künstliche Dramen erzeugt, sondern sich Spitzen eher natürlich aus dem Geschehen ergeben. 

Besonders gelungen finde ich die Umsetzung der musikalischen Komponente. Protagonistin Charlotte lebte für ihre Musik und war ihrer Geige hoffnungslos verfallen. Obwohl ich mich selbst wenig für Musik interessiere, hat die Autorin Charlottes Leidenschaft und Emotionen exzellent beschrieben, sodass ich mit ihr fühlte. Gleichzeitig ist Noahs Rückzug aus der Welt glaubwürdig geschildert. Für mich ist sein raues Verhalten nachvollziehbar und sein Versuch, sich vorsichtig in ein neues Leben zu tasten, ist meiner Meinung nach authentisch dargestellt.

Emma Scotts Schreibstil ist sanft und zärtlich. Sie setzt ihre Figuren behutsam und liebevoll in das New York ihrer Erzählung ein, tätschelt sie mitfühlend und lässt sie ein strahlendes Liebesabenteuer erleben, das zwar nicht blendet, dafür aber das Herz erwärmt.

Trotz meiner Kritikpunkte, die großteils dem Genre geschuldet sind, habe ich „The Light In Us“ gerne gelesen. Ich mag die unaufgeregte Erzählung und den schmeichelnden Stil, sogar, wenn es den Figuren an Finesse fehlt.

Alles in allem ist „The Light In Us“ ein ansprechender Liebesroman, der hält, was das Genre verspricht: Gebrochene Herzen, Hoffnung auf die große Liebe, Verstrickungen und eine Prise Verzweiflung, belohnt mit einem Ende, welches das Herz zum Strahlen bringt.