Rezension

Nicht überzeugend

Raiders of the Lost Heart -

Raiders of the Lost Heart
von Jo Segura

Bewertet mit 2 Sternen

Da ich auf Instagram und Tiktok dieses Buch schon häufig gesehen habe und Creator:innen es als sehr gut beschrieben, war ich schon ganz gespannt auf das Buch.
Und den Plot finde ich einfach auch toll: Enemies to lovers, Archäologie, Dschungel und Ausgrabung? 
Das klang einfach zu gut. Ich mag vor allem rivalisierende enemies to lovers Bücher, gerne im akademischen Setting wie die Bücher von Ali Hazelwood. Und ich bin mit der Erwartungshaltung an das Buch herangegangen, dass es ähnlich wie Ali Hazelwoods Bücher wäre - mit Indiana Jones Vibes als Kirsche obendrauf. 
Das Buch konnte meine Erwartungen, die durch den Klappentext und Social Media geschürt wurden, aber einfach nicht erfüllen.

Ich muss leider ein wenig spoilern in der Rezension, um die Bewertung gut zu begründen, wer sich nicht spoilern lassen möchte, hier eine Kurzfassung: zu wenig Plot, zu viele Szenen, die die Geschichte nicht vorangebracht haben, zu viele Klischees, Wiederholungen, nicht ausgebaute Charaktere mit wenig Tiefe. 

Corrie könnte eine wirklich tolle Protagonistin sein, da ist wirklich viel Potential für vorhanden. Leider ist sie aber zu überzogen dargestellt. 
Die Frau kann nämlich einfach alles, weiß alles und hat eigentlich alles. Beworben wurde das Buch unter anderem als „Lara Croft trifft Indiana Jones“ und 
Ich mochte jedoch durchaus die Art, wie Corrie geschrieben war. Sie ist wirklich witzig, nicht auf den Kopf gefallen und hätte als Figur einen so viel besseren Roman verdient. Es ist spürbar, dass viele Gedanken in die Erstellung der Figur geflossen sind und einige Charakterzüge fand ich wirklich toll. Ich mochte auch die sexpositive, sehr offene Art von Corrie. 
Was mich aber im Nachhinein stört ist, dass mehrmals betont wurde, wie sehr Corrie darunter leidet und es sie nervt, dass sie immer nur auf ihr Äußeres reduziert wird, nur um an wirklich jeder Stelle und von jedem Charakter ebendarauf reduziert zu werden. Zum Beispiel stört es Corrie (absolut verständlicher Weise), dass sie in der Fachwelt eher in Bezug zu ihrem Äußerem und weniger auf ihre wissenschaftlichen Errungenschaften besprochen wird. Nur ein paar Seiten später aber werden eben diese äußeren Merkmale sehr stark betont. Für mich steht das Schreiben der Figur durch die Autorin etwas konträr zu dem Schreiben über die Figur. Das ist mir aber mehr im Nachhinein aufgefallen, beim Lesen ist mir das nicht so stark aufgefallen. 
Dennoch fand ich Corrie als Hauptcharakter wirklich gut. 

Ford darf eigentlich nur existieren, um „knallhart“ Corrie einen Partner an die Seite zu stellen, weil schließlich kann sie selbst als starke, sexpositive Frau nur mit einem Mann an ihrer Seite vollends glücklich werden. Der muss aber natürlich super heiß sein (aber weiß nichts von seiner Wirkung auf Frauen). Um ihm ein wenig mehr Tiefe zu geben, gibt es dann natürlich Familiendramen, so soll er wenigstens nicht mehr eindimensional wirken. Aber wirkliche Tiefe oder eine Entwicklung des Charakters gibt es nicht. 

Die Chemie zwischen den beiden war durchaus vorhanden, aber mir ging das alles viel zu schnell. Ab dem dritten Kapitel 

Und generell weiß ich nicht, wofür man das Buch ab dem vierten Kapitel überhaupt weiterlesen sollte. Es ist von Anfang an vollkommen klar, in welche Richtung es gehen wird. Da ist einfach nichts mit knisternder Leidenschaft, dem hin- und hergerissen sein, wie man denn Gefühle für eine Person entwickeln kann, die man eigentlich nicht mag, es gibt kein Herzrasen und Mitfiebern. Es fehlt einfach ein vernünftiger Aufbau der Beziehung zwischen den beiden. 
Das Buch hätte auf 100 Seiten eingedämpft werden können und hätte trotzdem noch genug Füllseiten gehabt, weil einfach nichts passiert. Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, noch nie ein so inhaltsloses Buch gelesen. Gefüllt werden die Seiten mit Spice und noch mehr Spice. Man kommt ja gerade im Romance Bereich nicht mehr um solche Szenen rum, ich finde es jetzt nicht unbedingt schlecht, solange die Szenen gut geschrieben sind. Hier hatte ich aber teilweise das Gefühl, eine (schlechte) Wattpad Fanfiction von Lara Croft und Indiana Jones zu lesen. 
Und das ist so verdammt schade, weil das Buch sich eigentlich gut gelesen hat und ich durchaus das Können der Autorin mitunter gesehen habe. 

Auf den Archäologieaspekt habe ich mich eigentlich am meisten gefreut. Vor allem, weil ich die Anmerkungen der Autorin zuerst gelesen habe und dadurch mit noch anderen Erwartungen an die Geschichte herangegangen bin. Leider ist von Anfang an klar, dass hier nicht viel Vorwissen oder Recherche in das Buch geflossen ist, sondern die Ausgrabung einzig und allein als Rahmenwerk funktionieren muss, um das Buch von anderen Büchern abzuheben. Ja, Archäologie wird total romantisiert und ich habe keine wissenschaftliche Abhandlung erwartet. Aber der Rahmen gerät ins Schwanken, wenn man mal versucht, einen Blick dahinter zu werfen. Warum ist das Messer so bedeutend? Warum sind die Knochen nach so vielen Jahren noch erhalten? Das ergibt einfach keinen Sinn!
Hier fehlt mir extrem der Kontext und die Einordnung der Ereignisse, das wäre Aufgabe der Autorin gewesen. 
(Und ich finde nicht, dass man als Autor:in nur über Dinge schreiben darf, die man kennt. Aber ich erwarte eine fundierte Recherche und einen logischen Aufbau der Ereignisse. Das ist einfach lazy work so.)

Ich war sehr hin und her gerissen, welche Bewertung ich dem Buch geben könnte. Während des Lesens hätte es alles zwischen einem und drei Sternen sein können. Es hat meine Erwartungen einfach nicht erfüllt, der Plot ist viel zu wenig, dafür gibt es viel zu viele unnötige spice Szenen. 
Es wird einen weiteren Band geben, der den Fokus auf einen Nebencharakter aus diesem Buch legt, den werde ich aber getrost auslassen.