Rezension

Nur das Ende war erfrischend anders

Das Labyrinth ist ohne Gnade - Rainer Wekwerth

Das Labyrinth ist ohne Gnade
von Rainer Wekwerth

Bewertet mit 3.5 Sternen

Was bisher geschah: Sieben Jugendliche sind ohne Erinnerung in einer unbekannten Umgebung erwacht. Das Labyrinth gibt ihnen 72 Stunden, um sich zum Portal zur nächsten Welt durchzukämpfen. Doch es gibt immer ein Portal weniger, das bedeutet, einer von ihnen muss zurückbleiben....

Im letzten Band der Trilogie haben es drei Überlebende in die beiden letzten Welten geschafft. Wer wird es bis zum Ende schaffen und das Labyrinth verlassen? Was erwartet denjenigen in seiner gewohnten Realität?

Schon als ich zum ersten Mal von Rainer Wekwerths Reihe hörte, wanderte das „Labyrinth“ auf meine Lesen-Liste. Im Großen und Ganzen hat mich die Trilogie aber enttäuscht.

Zum einen habe ich wenig Zugang zu den Charakteren Jeb, Jenna, Kathy, Mischa, Tian, Mary und Leon gefunden. Erst im letzten Band erfährt man mehr über sie und ihren Hintergrund, so dass sie weniger schwarz-weiß wirken, für eine wirkliche Beziehung zu mir als Leser war es da zu spät.

Dadurch, dass jeder Band der Trilogie zwei Welten behandelt, in denen die Jugendlichen „lediglich“ den Weg zu den Portalen suchen und dabei mit Hunger, Streit und Romanzen untereinander zu „kämpfen“ hatten, blieb die Spannung die meiste Zeit auf der Strecke. Irgendwie konnte mich die ganze Handlung nicht packen und teilweise war es sogar vorhersehbar, wer als nächstes ausscheiden würde.

Meines Erachtens wäre es von Vorteil gewesen, die Handlung auf ein Buch zu raffen, ruhig mit 500, 600 Seiten. Aber dadurch kann man natürlich nicht so viel Geld verdienen, wie mit einer Trilogie....

Sprachlich brachte mich der Autor in allen Bänden des Öfteren zum Augenrollen. So schlafen die Protagonisten überdurchschnittlich oft ein, wenn es gerade in ihrer Handlung nicht weitergeht oder um den Übergang zum Handlungsstrang eines anderen Charakters zu erreichen. Ich dachte einige Male zu meiner eigenen Belustigung:“ Der/die schläft bestimmt gleich wieder ein.“
Beim Übergang in die letzte Welt macht es sich Wekwerth meiner Meinung nach viel zu leicht, einen der Charaktere „auszuschalten“, damit nur der/die letzte übrig bleibt.

Der Schreibstil und die Wortwahl wirkten oft voller Pathos oder einfach nur plump. Ersteres wirkte so hauptsächlich bei den Gedanken der Protagonisten, letzteres siehe oben.

Nun zum großen Rätsel des Labyrinths: Die Idee, was dahinter steckt, war raffiniert und plausibel erklärt. Ich habe es fast erraten, bin nur schon einen Schritt weiter gegangen. Anders konnte ich mir einige Vorfälle nicht erklären. Bei einigen Ereignissen bin ich mir nun immer noch im Unklaren, warum und wie sie zustande kamen, aber naja. Am Ende wurde die Handlung sogar noch einmal richtig spannend, denn ich wollte ja wissen, ob ich mit meiner Vermutung richtig lag. Und dann kam das Ende, das mich nach all der Durchschnittlichkeit zuvor richtig, richtig überrascht hat. Hier hat der Autor viel Mut bewiesen, seinen Lesern ein solch offenes Ende zu bescheren. Ich finde es großartig und das Beste an der ganzen Trilogie, auch wenn ich nachvollziehen kann, dass sich viele Leser dadurch vor den Kopf gestoßen fühlen. Für mich hat es dem Buch die drei Sterne gerettet.