Rezension

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Nur ein weiteres Buch über Selbstmord...?

Mein Herz und andere schwarze Löcher
von Jasmine Warga

Bewertet mit 3 Sternen

Mein Herz und andere schwarze Löcher - Jasmine Warga

Als ich das erste Mal von dem Buch gehört habe, fragte ich mich ob es wieder nur ein weiteres Buch über Selbstmord ist. Ist es wieder so traurig und hoffnungslos wie bei anderen Büchern oder hat die Autorin es bei dem Buch geschafft ein sehr ernstes Thema auf eine lockere und vielleicht auch humorvolle Art dem Leser näher zu bringen? Das Cover lässt das zumindest ein bisschen vermuten.

Doch um wen geht es in Jasmine Wargas Geschichte überhaupt? Da ist einerseits Aysel, die in ihrem Leben einfach nicht glücklich ist und sich immer mehr mit dem Gedanken beschäftigt, dass sie sich das Leben nehmen will. Als sie dann auf einer Internetseite auf FrozenRobot trifft, der einen Selbstmordpartner sucht, ist ihr klar, dass sie dieser Partner sein wird. Als sie sich dann treffen, lernt sie einerseits seinen richtigen Namen, Roman, kennen und andererseits bemerkt sie, dass Roman im Vergleich zu ihr kein Aussenseiter ist. Er wirkt beliebt und trotzdem strahlt er eine Traurigkeit aus, die ihn mit Aysel verbindet. Die beiden beschliessen dann, dass sie sich am 7. April umbringen werden…

Aysel mochte ich am Anfang noch sehr gerne. Mir hat ihr  Humor gefallen und ich war einfach sehr neugierig, was genau es mit ihrem Vater zu tun hat. Schliesslich ist er der Grund, weshalb sie sich das Leben nehmen möchte. Was mir an ihr aber überhaupt nicht gefallen hat, ist die Art wie sie ihre Schwester behandelt hat. Jedes Mal, wenn Georgia sich als ihre Schwester vorgestellt hat, musste  Aysel unbedingt sagen, dass sie nur ihre Halbschwester ist. Ich kann ja verstehen dass sie nicht ein sehr enges Verhältnis haben, da Aysel bei ihrem Vater aufgewachsen ist, aber immer darauf rumreiten das sie nur die Halbschwester ist und dann total stolz auf den jüngeren HALBbruder sein, geht nicht! Auch hat sie ihre Schwester sonst immer so behandelt, als ob sie für die ganze Situation die Schuld trägt, dabei wollte Georgia einfach nur eine Bindung zu ihr aufbauen. Und auch ihre Mutter, die sehr hart arbeitet um ihren Kindern etwas bieten zu können, hat sie zum Teil einfach nur wie Dreck behandelt. Klar ist es nicht einfach, wenn die Eltern sich scheiden lassen, jedoch sollte man das mit der Zeit akzeptieren können. Und dann ist da auch noch die Sache mit ihrem Vater. Ich verstehe einfach nicht so ganz weshalb Aysel sich an der Sache die ihr Vater getan hat die Schuld gibt. Natürlich hätte es anders kommen können, wenn sie an dem Tag bei ihm gewesen wäre, jedoch ist es nun einmal passiert und sie kann sich dafür doch nicht wirklich die Schuld geben, oder? Ihr Grund sich umzubringen war mir einfach nicht stichfest genug. Und dann lernt sie Roman kennen, verbringt ein bisschen Zeit mit ihm und Schwupps will sie doch noch weiter leben, dabei war sie vorher doch die ganze Zeit so deprimiert.
Romans Beweggründe für den Selbstmord kann ich da schon viel mehr nachvollziehen. Und wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, dann hätte ich mir wohl auch die Schuld gegeben. Jedoch verstehe ich nicht weshalb er danach sein ganzes Leben wegwerfen will. Es wäre doch „besser“ wenn er für sie weiter leben würde, oder nicht?

Und dann ist da auch noch das Ende, das leider viel zu kitschig und unrealistisch ist. Ich habe da das Gefühl, dass die Autorin den Leser noch unbedingt auf den richtigen Weg bringen will, in dem sie ihm versucht klar zu machen, dass Selbstmord nicht die Lösung ist. Jedoch wäre das Ganze „wirksamer“, wenn doch noch jemand gestorben wäre. Aber so eine Rettung in letzter Sekunde ist natürlich viel romantischer.