Rezension

Schöne Geschichte

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen -

Die Schwestern vom Ku'damm: Ein neuer Morgen
von Brigitte Riebe

Bewertet mit 4.5 Sternen

Handlung
Berlin 1966
Miri hat ihren Platz in der Familie Thalheim gefunden. Sie ist Chef-Designerin vom Modekaufhaus Thalheim am Ku'damm und wird in alle Entscheidungen rund um den alltäglichen Betrieb mit eingebunden. Mit Schani hat sie den Mann ihres Leben gefunden, ihre Adoptivtochter Jenny wächst zu einer klugen jungen Dame heran und Miri wird von der Nachricht überrascht, dass sie mit Anfang vierzig doch noch schwanger geworden ist. Nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das ihrer Liebsten befindet sich im Umbruch und sie alle müssen sich an neue Situationen gewöhnen.
Und gerade als Miri endlich angekommen zu sein scheint, begegnet sie einem Mann wieder, den sie im Krieg kennenlernte. Und damit kehren auch die Geister der Vergangenheit wieder zurück...

Meinung
Beim Betrachten des Covers sind mir direkt die äußerlichen Gemeinsamkeiten zu den anderen Bänden aufgefallen. Es gibt eine ähnliche Gestaltung, wodurch die Reihe einen hohen Wiedererkennungswert erhält. Der Hintergrund wurde in einem dezenten Beige gehalten, der einen gelungenen Rahmen für die restlichen Details bietet. Aufgrund dessen wirkt die orange Farbe, die den Titel farblich unterlegt, noch peppiger und auffallender.
Weiterhin wurde eine Dame in einem knallgelben Kleid abgebildet, die für mich den Blickfang des Buches bildet. Sie lächelt den Betrachter offen an und an ihrer Kleidung kann man einen Eindruck dessen erhaschen, was zur Handlungszeit gerade für Mode angesagt war. Außerdem gibt es noch eine kleine Stadtszene von Berlin. Es sind einige Autos zu sehen, im Hintergrund sind einige Gebäude erkennbar.
Leider muss ich sagen, dass ich das Cover farblich nicht sonderlich mag. Sowohl das Orange, als auch das Gelb sind mir zu knallig und auffallend, beides zusammen ist mir einen Hauch zu viel. Wenngleich diese Farben natürlich sehr gut zur Handlungszeit passen, was mir durchaus bewusst ist!

Ich kenne sowohl die drei anderen Teile, plus den Weihnachtsroman der Reihe. Und jede Geschichte hat mir gut gefallen, sie sind wunderbar beschrieben, bieten spannende Charaktere und eine interessante Handlung, die mit allerhand historischen Details vermischt ist. Genau das hat für mich immer den Reiz ausgemacht und als ich nun gehört hatte, dass noch ein vierter Band erscheinen wird, war ich sofort sehr angetan von der Neuigkeit. Die Inhaltsangabe hat mir dann auch auf Anhieb gefallen und als bei Lovelybooks eine Leserunde zu der Neuerscheinung angeboten wurde, habe ich einfach einen Leseeindruck verfassen müssen. Dieser hat am Ende tatsächlich dazu geführt, dass ich mich über ein Exemplar freuen durfte und ich das Buch in einer sehr informativen und von der Autorin begleiteten Runde lesen konnte. Ein herzliches Dankeschön daher an Lovelybooks, Brigitte Riebe und den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!

Der Einstieg in die Geschichte war mir noch aus der Leseprobe bekannt, daher habe ich auf den ersten Seiten wunderbar mein Gedächtnis auffrischen können und mir fiel der Start in die Handlung sehr leicht. Auf den ersten Seiten wird Platz geboten, um die Figuren neu kennenzulernen und sich mit ihnen, als auch mit der Allgemeinsituation und der Geschichte vertraut zu machen. Es gibt einige Informationen, was die Personen in der Zwischenzeit erlebt haben und wo sie nun sowohl auf beruflicher, als auch auf privater Ebene stehen. Dieser angenehme Start in die Erzählung hat mir gut gefallen und er hat dazu geführt, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte. Daran hat aber auch die wunderbare Sprache ihren Anteil! Es herrscht ein sehr angenehmer und bildhafter Schreibstil vor, der den Leser sehr gut durch die Handlung führt. Mir hat er ein schnelles und sehr angenehmes Lesen ermöglicht und ich mochte es sehr, wie mit wenigen Worten die Figuren und die Orte skizziert wurden. Im Folgenden haben sie dann noch stärkere Beschreibungen erhalten und all dies führt dazu, dass die Personen sehr lebendig wirkten und ich mir viele Handlungsorte gut vorstellen konnte.

Diesmal teilt sich die Geschichte in zwei zeitliche Ebenen. Der Hauptteil der Handlung spielt in den 1960er Jahren, dazu kommen noch einige Abschnitte, die als gedankliche Rückblicke von Miri dienen und ihre Erlebnisse aus dem Zweiten Weltkrieg darstellen. Dadurch entsteht eine schöne Abwechslung, wenngleich die Abschnitte aus Kriegszeiten wieder einmal schonungslos zeigen, was einige Menschen für Ängste und Strapazen aushalten mussten. Anhand von Miri wird dabei ein Beispiel gezeigt und es ist klar, dass hierbei nur ein Schicksal von vielen aufgezeigt wird. Mir haben beide zeitlichen Ebenen gefallen, sie hatten ihren eigenen Reiz und ich mag es, dass man nun besser nachvollziehen kann, was Miri alles erlebt hat.

Als Erzählinstanz dient meist ein allwissender Erzähler. Dieser beschreibt die einzelnen Szenen ganz wunderbar aus seiner Perspektive und er gibt dem Leser immer ausreichend Informationen, um der Handlung leicht folgen zu können. Allerdings merkt man anhand von einigen Andeutungen oder auch nicht ganz vollendeten Szenen (die nach ein paar Kapiteln wieder aufgenommen wird), dass er noch einige Geheimnisse in der Hinterhand hat und diese werden dann schließlich nach und nach gelüftet.
Bei den Kapiteln, die in der Vergangenheit spielen wird ein Ich-Erzähler genutzt. Dadurch kann man die Zeitebenen gut auseinanderhalten und ich finde, dass Miri's Erlebnisse während des Krieges persönlicher und eindrücklicher wirkt. Sie gehen mit mehr Emotionen einher und zeigen offen auf, wie das Schicksal vieler Menschen aussah.

Zum Start neuer Kapitel gibt es stets die Information, in welcher Stadt und zu welchem Datum / zu welcher Jahreszeit und in welchem Jahr die folgenden Ereignisse spielen. Dadurch hat man einen sehr guten zeitlichen Überblick und man kann schauen, wie sich die Figuren im Verlauf der Geschichte entwickeln und welche Phasen sie in ihrem Leben durchlaufen. Und aufgrund der Handlungszeit von fünf Jahren, über die sich der Roman erstreckt, war ich sehr froh über diese Information!
Am Ende des Buches befindet sich dann noch eine Zeittafel, wo allerhand historische Daten aufgelistet sind und man sich einen Überblick über politische Ereignisse verschaffen kann. Dieses empfand ich als sehr hilfreich und passend, anhand dessen wird dem Leser aufgezeigt, was in den fünf Jahren zwischen 1966 und 1971 alles geschehen ist und wie viele Ereignisse in die Geschichte eingebunden wurden. Zusammengefasst bildet das einen schönen Abschluss des Buches!

Der Großteil der Szenen spielt in Berlin. Dabei liegt immer noch ein Fokus auf dem Modekaufhaus Thalheim, sowie dem Haus von Friedrich Thalheim und seiner Frau. Beide Orte sind bereits aus den vorherigen Teilen bekannt und es ist interessant zu sehen, wie sie sich im Laufe der Jahre entwickeln, welchen Stellenwert sie innerhalb der Familie besitzen und welche Rolle sie in der Funktion als familiärer Treffpunkt einnehmen.
Ein weiterer Fokus liegt diesmal noch auf dem Haus von Miri, Schani und den Kindern. Dieses lernt man erstmals richtig kennen und ich mag die eingängigen Beschreibungen der einzelnen Räume und welche Stimmungen diese teilweise ausstrahlen. Es wurde ein weiterer sehr lebendiger und belebter Ort geschaffen, bei dem man merkt, dass sich die Figuren darin wohlfühlen.

Mir waren die wichtigsten Figuren der Familie Thalheim noch bekannt und ich hatte keine Schwierigkeiten, sie in den korrekten familiären Zusammenhang zu bringen. Jedoch war dies nicht bei allen Personen der Fall, manche sind mir einfach nicht im Gedächtnis geblieben. Es wird zwar vonseiten der Autorin eine Hilfestellung gegeben, wie die Charaktere zusammenhängen und wer mit wem verwandt ist, jedoch konnte ich mir dies irgendwie nicht merken und daher musste ich bei einigen Namen immer wieder überlegen. Daher hätte ich mir gewünscht, dass dem Buch ein Personenverzeichnis oder ein kleiner Stammbaum hinzugefügt wird, um Verwechslungen vor zu wirken und dem Leser diese Informationen auf einen Blick zu geben.
Abgesehen davon bin ich mit der Darstellung der Figuren zufrieden. Sie tragen noch dieselben Charakterzüge, die man von ihnen bereits kennt und sie sind sich damit treu geblieben. Trotzdem ist bei einem jedem im Verlauf der Handlung eine Entwicklung zu sehen, die in interessante Richtungen stattfindet.

Fazit
Obwohl ich nach dem Ende des dritten Bandes dasaß und mir dachte, dass die Reihe ein gelungenes Ende gefunden hat und bei mir nicht der Wunsch nach einer Fortsetzung vorhanden war, bin ich nun doch sehr froh, dass es diese gibt. Mir hat die Geschichte zusammenfassend gut gefallen, ich hatte schöne, spannende und informative Lesestunden und ich bin froh um die zusätzlichen Informationen und Sichtweisen aus der Leserunde, die mich über manches anders haben denken lassen.
Trotzdem finde ich, dass mich dieser vierte Band nicht so sehr vom Hocker gerissen hat, wie die anderen drei Teile. Ich kann selbst nicht genau sagen, weshalb, aber irgendwie fehlt mir noch ein kleiner Punkt, der den Roman zu einem Highlight gemacht hätte. Nichtsdestotrotz ist es ein wundervolles Buch, welches ich euch definitiv ans Herz legen möchte!