Rezension

Sehr unterhaltsam!

Palast der Lügen 2: Ewig ist nicht unendlich
von Emily Bold

Bewertet mit 4 Sternen

Trotz anstrengender Protagonistin für mich ein Highlight dieses Genres. Großartige Unterhaltung mit ein paar Schwächen in der Umsetzung.

Sophie hat es nicht leicht. Sie muss nun in der Gegenwart verharren, wo sie doch eigentlich in der Vergangenheit gebraucht wird! Nachdem sie den Chronographen mit Valentin getauscht hat, soll dieser 1688 noch weiter in die Vergangenheit reisen, um die Mörder der Familie des Teufels von Paris zu entlarven. Als Elian unerwartet als Partner für diese Mission ausfällt, setzt Valentin alles daran, um Sophie erneut aus der Gegenwart zu sich zurückzuholen.

Emily Bold erzählt dieses Zeitreise-Abenteuer in in ihrem unverwechselbaren Erzählstil, der mich mal wieder unentwegt zum Schmunzeln brachte. Ihre Figuren nahmen ihre vom Teufel von Paris auferlegten Aufgaben zwar ernst, doch die Autorin schmückte die Handlung auch immer wieder mit lustigen oder charmanten Momenten aus, Slapstick und neckisches Geplänkel inklusive. Dieses Konzept wirkte übrigens überhaupt nicht albern, denn die Verbindung zu den oft unmittelbar darauf folgenden spannenden oder rätselhaften Momenten, zeigte sich durchweg harmonisch. Emily Bold ergänzte sogar historische Fakten mit ihren eigenen Ideen, und legte dabei eine Originalität aufs Parkett, die mich absolut verblüffte.

Die Handlung, ein wirklich komplexes Gebilde aus Geschehnissen über verschiedene Zeitlinien hinaus, fand ich gut durchdacht. Trotzdem stieg ich letztlich nicht restlos durch, was vielleicht zum Teil auch daran lag, dass nicht alle Umstände, oder auch Hintergründe der einzelnen Charaktere, zufriedenstellend geklärt wurden, was ich wirklich bedauerte.

Dafür konnten sich die einzelnen Figuren sehen lassen! Hier tummelten sich Persönlichkeiten, deren Verhalten derart skurril war, dass ich mich immer wieder auf deren nächsten Auftritt im Roman freute. Allerdings gehörten einige Kapitel auch so manch mysteriöser Gestalt mit geheimnisumwitterter Aura. In diesen Momenten hatte man nun die Chance, durch Rätselraten selbst auf die Auflösung der Blutschuld-Problematik, oder auf das Motiv der gesuchten Schurken zu kommen. Am faszinierendsten fand ich persönlich aber die Assistentin des Teufels von Paris, die kleine Fleur, die sich in ihrem jungen Alter auf gruselige Art erschreckend erwachsen benahm.

Überhaupt zeigten die Nebenfiguren in diesem Roman eine überraschend große Präsenz, was mir sehr gut gefiel. Denn die liebe Sophie ging mir leider viel zu oft auf die Nerven, weil sie in den unpassendsten Momenten auf ihre Gleichbehandlung als Frau pochte. Es mag als spaßige Spielerei ausgearbeitet worden sein, was mir im Laufe des Geschehens jedoch nicht wirklich als Running-Gag erschien, sondern mit der Zeit nur noch anstrengend war. Dafür mochte ich Valentin umso mehr, der so viele sympathische Eigenschaften in sich vereinigte, dessen Vergangenheit sich aber bedauerlicherweise etwas nebulös darstellte.

In diesem Sinne erlebte ich auch den Showdown, der mich letztlich nicht ganz zufriedenstellte. Die Auflösung war zwar pfiffig ausgearbeitet, doch recht schnell kamen bei mir in der Rückschau noch einige Fragen auf. Ich gebe zu: Die Geschichte war nicht perfekt. Es fehlten meiner Ansicht nach einige Hintergrundinformationen und Auflösungen unterschiedlicher Handlungsstränge. Doch erstaunlicherweise schmälerte dies nicht meinen großen Spaß an der Geschichte. Ich mochte sie durch und durch.

„Palast der Lügen 2 – Ewig ist nicht unendlich“ ist und bleibt für mich, ungeachtet einiger Schwächen, ein unwahrscheinlich unterhaltsames Zeitreise-Abenteuer. Die vielen sympathischen Figuren erlebten hier romantische, magische und aufregende Momente, die mich restlos in ihren Bann zogen. Bitte mehr davon!