Rezension

Solider Auftakt

Die Stadt der verschwundenen Kinder - Caragh M. O'Brien

Die Stadt der verschwundenen Kinder
von Caragh M. O'Brien

Bewertet mit 4 Sternen

Gaia und ihre Mutter üben einen sehr wertgeschätzten Beruf aus, denn beide sind Hebammen. Jede Hebamme ist dazu verpflichtet, ihre ersten drei Neugeborenen an die Mauer Stadt zu bringen und der Enklave zu überreichen. Nur Auserwählten ist es erlaubt ein luxuriöses Leben in der Enklave zu führen, alle anderen müssen mit dem was die Enklave ihnen zugesteht überleben. Niemand wagt es gegen dieses Gesetz zu verstoßen. Doch dann häufen sich die Ereignisse. Gaias Eltern werden verhaftet und des Verrats bezichtigt. Voller schrecken und angst versucht Gaia die Wahrheit herauszufinden und stößt auf unglaublich Geheimnisse und vor allem was hat der mysteriöse Leon, der eine bedeutende Roll in der Enklave innehat vor? Ist er ein Freund von Gaia oder doch ihr Feind?

Ich wurde direkt in das Geschehen geworfen und schon die ersten Seiten im Buch zeigen, in was für einer unnachgiebigen und harten Welt die Menschen leben. Die Grundidee die hinter der Dystopie steckt ist eine Mischung aus Altbekannten und erfrischend Neuem. Der Klimawandel hat die Welt fest im Griff und die Menschen versuchen sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Menschen versuchen der Natur und deren Einfluss auf ihren Körper zu trotzen. 
Die Autorin verwebt eine mittelalterlich angehauchte Welt mit moderner Technik und auch der Wissensstand bezüglich der Genetik ist sehr modern gehalten. Nach dem Klimawandel konnte nur wenig Technik gerettet werden und nur die Privilegierten, die in der Enklave leben, dürfen diese Annehmlichkeit nutzen. Die anderen Menschen wie z.B. Gaia müssen Tag ein und aus schwere Arbeit verrichten, da sie auf die Annehmlichkeiten der Technik vollkommen verzichten müssen.

Der Schreibstil ist für ein Jugendbuch typisch leicht und verständlich gehalten. Ich hätte mir jedoch ein manchen Stellen etwas mehr Details gewünscht. Zu oft steht einfach die Protagonistin im Vordergrund und nicht die Welt oder die Konflikte. Manche Handlungen wurden mir einfach zu schnell abgehandelt und dadurch wirke der Jugendroman stellenweise einfach zu oberflächlich. 
Obwohl der Roman durchaus brisante und spannende Szenen hat nimmt die Geschichte teilweise einfach zu wenig Fahrt auf. So wirkten z.B. selbst die Fluchtversuche auf mich sehr ruhig und bedacht. Die Autorin hat es einfach nicht immer geschafft die nötige Spannung aufzubauen. Sicherlich gibt es auch spannende Szenen in denen ich mitgefiebert habe und ich wollte unbedingt herausfinden, welches schreckliche Geheimnis die Enklave verbirgt.

Zunächst hatte ich wirklich Probleme mich mit Gaia anzufreunden, denn mir wird hier einfach zu oberflächlich mit Klischees gespielt. Das arme hässliche Mädchen, das niemand ansehen möchte und durch einen Unfall schreckliche Narben hat. Kein Mann erkennt ihre innere Schönheit bis der eine kommt. Zudem wirkt Gaia grade am Anfang extrem naiv und viel zu gutgläubig. Zum Glück ändert sich dies aber im Laufe der Geschichte und Gaia entwickelt Kampfgeist und etwas mehr Biss. Leon blieb bis zum Ende hin für mich einfach nicht greifbar, denn man erhält einfach kein Einblick in sein Gefühlsleben und ich konnte stellenweise einfach nicht nachvollziehen warum er so handelt. 
Die Liebesgeschichte wird nur angedeutet und man kann wild spekulieren, ob es nur Freundschaft, Liebe oder etwas ganz anderes ist. Ich fand es sehr erfrischend, dass der Jugendroman nicht voller Liebeserklärungen ist und sich mehr auf die Protagonisten und ihren Weg fokussiert wird.

,,Die Stadt der verschwunden Kinder“ ist eine nette Dystopie, die leider einige Schwächen hatte und mich dennoch irgendwie packen konnte. Der Jugendobmann hat sich super schnell weg lesen lassen. Auch Gaia wurde mir immer sympathischer.
(c) Thebookpassion- thebookpassion.blogspot.de