Rezension

Unglaublich gute Dystopie

Die Stadt der verschwundenen Kinder - Caragh M. O'Brien

Die Stadt der verschwundenen Kinder
von Caragh M. O'Brien

Inhalt:
Jeden Monat müssen die ersten drei Neugeborenen an den Mauern zur Enklave abgegeben werden. Während die Menschen in Wharfton in ärmlichen und primitiven Verhältnissen leben, geht es den Bewohnern der Enklave gut. Sie haben alles, was sie brauchen und die Kinder dürfen in die Schule gehen.
Die Kinder werden von den Hebammen des jeweiligen Sektors von Wharfton hervor gebracht. Zu diesen Hebammen gehört auch die 16-jährige Gaia, die den Beruf der Hebamme von ihrer Mutter gelernt hat.
Nachdem sie von ihrer ersten selbstständigen Entbindung zurückkehrt, steht das Haus jedoch leer. Ihre Eltern sind verschwunden, festgenommen von den Soldaten der Enklave. Warum dies geschehen ist, kann sich Gaia nicht erklären, aber es scheint mit dem Band mit den mysteriösen Symbolen zu tun zu haben, dass die Assistentin ihrer Mutter ihr kurz zuvor gegeben hat.
Für Gaia wird klar: sie muss in die Enklave eindringen und ihre Eltern befreien. Doch das ist strengstens verboten.

Fazit:
„Die Stadt der verschwundenen Kinder“ ist der erste Teil einer dystopischen Trilogie von Caragh O’Brien.
Die 16jährige Gaia Stone lebt mit ihren Eltern in Wharfton, einer Stadt, die vor den Mauern der Enklave liegt. Jeden Monat aufs neue muss jede Hebamme die ersten 3 von ihr mit entbundenen Säuglinge innerhalb eines bestimmten Zeitraumes an den Stadttoren zur Enklave hervorbringen. Diesen Babys wird ein gutes Leben in der Enklave garantiert, während die biologischen Eltern gut für den Verlust entschädigt werden.
Von ihrer Mutter Bonnie hat Gaia das Hebammen-Handwerk erlernt. Dass die Babys hervorgebracht werden müssen, stellt niemand in Frage, da sonst harte Bestrafungen warten.
Gaia ist eine sehr selbstständige junge Frau und übernimmt trotz ihres jungen Alters große Verantwortungen. Als kleines Kind hatte sie einen Unfall mit heißem Bienenwachs, seitdem ist ihre eine Gesichthälfte vollkommen entstellt. Dies nagt sehr an ihrem Selbstbewusstsein, doch trotzdem ist sie stark, sehr intelligent und vor allem aufopferungsbereit.
Direkt nach der Festnahme ihrer Eltern trifft sie auf den jungen Sergeant Grey, der sie verhören muss. Dieser spielt im Laufe der Geschichte immer wieder eine große Rolle und obwohl er auf der Seite der Enklave steht, ist er von Anfang ein faszinierender und auf die einen oder andere Art auch charmanter Charakter.

Die Geschichte spielt in der Zukunft, etwa im Jahr 2409. Die menschliche Technologie wurde in der Enklave vollkommen abgeschafft und alles basiert auf der geothermischen Energie. Durch die Farben der Kleidung wird zwischen den Adligen und den normalen Bürgern unterschieden. Um den internen Genpool aufzufrischen wird den Familien ermöglicht, die hervorgebrachten Kinder, die aus Wharfton stammen, zu adoptieren.

Caragh O’Brien hat mit „Die Stadt der verschwundenen Kinder“ mal wieder eine etwas andere Dystopie geschaffen. Während es in anderen Dystopien fast nur um die Unterdrückung der Bevölkerung geht, liegt in dieser Trilogie das Hauptthema auf dem Nachwuchs, den Genen und der Vermeidung von Krankheiten. Die Machthaber haben zwar sehr strenge Regeln, gerade was das Kinder kriegen und die Heirat angeht, aber trotzdem geht es dem Großteil der Bevölkerung innerhalb der Enklave sehr gut. Jedoch werden die Bewohner von Wharfton, dem Außenbezirk, wie Aussätzige behandelt und können gerade so überleben.
Im Grunde liegt dem Machthaber die Gesundheit seiner Bevölkerung am Herzen, doch die Art und Weise, wie er dies zu gewährleisten versucht, ist alles andere als menschlich.
Die Frauen aus Wharfton werden förmlich als Gebärmaschinen betrachtet.
„Die Stadt der verschwundenen Kinder“ ist eine Dystopie mit sehr viel Potential. Der erste Band hat mir richtig gut gefallen. Eine große Portion Spannung, jede Menge Gefühle, zwei charmante Protagonisten und eine faszinierende und zugleich traurige Geschichte mit einem sehr offenen Ende machen Lust auf einen zweiten Band. Ich kann es kauf erwarten, „Das Land der verlorenen Träume“ zu lesen und kann diese Dystopie mit gutem Gewissen jedem ans Herz legen.