Rezension

Verschwunden ist nicht immer verschwunden...

Die Stadt der verschwundenen Kinder - Caragh M. O'Brien

Die Stadt der verschwundenen Kinder
von Caragh M. O'Brien

Bewertet mit 4 Sternen

Leider werden auch dem Leser in der Buchwelt manchmal Bären aufgebunden. So frage ich mich noch heute, nach dem ich gestern dieses Buch beendet habe, was sich der Verlag dabei gedacht hat. Wobei? Das Cover und der Titel wollen nicht recht zum Inhalt passen und der Inhalt manchmal nicht zum Buch. Aber lest selbst.

Gaia wächst in einer Welt auf, die ganz anders ist als unsere heutige. Durch die 'Katastrophe' Klimawandel mussten sich die Menschen eine andere Lösung ausdenken. Entstanden ist die Enklave und mit ihr Wharfton, wo Gaia mit ihren Eltern lebt. Ihre Mutter ist Hebamme und bringt auch Gaia diesen Beruf bei. Jeden Monat müssen immer drei von der Hebamme geborene Kinder abgegeben werden. Sie bekommen einen neuen Namen und leben fortan in der Enklave und nicht bei ihren richtigen Eltern. Gaia hat sich nie gefragt, ob das richtig ist. Doch jetzt?

Ihre Eltern werden vom Protektor verhaftet und sie steht ganz alleine da und plötzlich im Fokus der Enklave! Ist alles richtig, was für die Erhaltung der Rasse Mensch getan wird? Sollte sie nicht aufbegehren und diesen Irrsinn beenden?

Ich habe dieses Buch gerne gelesen. In 28 Kapiteln taucht man ein in eine wunderbar, detailierte Welt, die gut strukturiert ist. Leider konkurriert diese Welt mit meiner oder unserer Vorstellung von Zukunft. Es gibt kein Krankenhaus und einige Kranke 'müssen' sterben. Das Brot kommt aus dem Holzbackofen. Gleichzeitig gibt es eine hochtechnisierte Stadt mit fließend Wasser, der Vorort aber muss fast wie im Mittelalter zum Brunnen laufen.

Die Babyabgabe erschreckte mich schon sehr und ich verstand nicht , wie die Hebammen so etwas grausames tun konnten. Tatsächlich erhascht man in solchen Augenblicken nur kurz das seelische Innenleben dieser beiden Frauen: Gaia und ihrer Mutter.

Gaia begehrt keinen Moment zu früh auf und man kann ihren Werdegang gut nachvollziehen. Was Gaia als Figur perfekt macht, trotz manchmal fehlenden Innenleben, ist die Einzigartigkeit ihres Gesichts in einer Welt, die perfekt sein soll.

Schade nur, dass der Titel nicht zum Inhalt passt. Die Kinder sind nicht verschwunden. Auch nicht für die Eltern. Zwar wohnen sie in einem anderen Teil der Enklave hinter Mauern, aber jeder weiß wo sie sind. Und mit einem Trick könnte man auch wissen, welche Eltern zu welchem Kind gehören. Aber dazu müsst ihr das Buch lesen

Immer noch grübele ich, wer das Kind auf dem Cover sein soll, aber dafür finde ich einfach keine Lösung. Vielleicht ist es besser auch keine mehr suchen zu wollen. Mitunter ist die Lösung ganz einfach und ich komme einfach nicht drauf.

Es ist ein Lesevergnügen, dass einige kleine Fehler aufweist. Trotzdem konnte ich es schnell 'weg lesen' und finde die Idee, die dahinter steckt sehr gut.