Rezension

Spannend mit interessantem Setting, doch zu übereilter Schluss

Das Geheimnis der Feentochter - Maria M. Lacroix

Das Geheimnis der Feentochter
von Maria M. Lacroix

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sie ist nicht wie wir, hat jedoch gelernt, sich anzupassen und unter ihnen nicht aufzufallen und sich vor den Ihren zu verstecken.
Doch ihrer Vergangenheit kann sie nicht entkommen.

 

Nessya hat eigentlich mit ihrer Herkunft komplett abgeschlossen: Als Kind einer Fay und eines Menschen aufgewachsen im Sid, der Feenwelt, weiß sie, was es bedeutet, unter diesen Wesen zu leiden. Aus ihrer ehemaligen Heimat geflohen lebt sie nun unerkannt unter den Sterblichen, den sie sich weitaus näher fühlt als ihrer Mutter.
Doch ihrem Geburtsort und dessen Bewohnern kann sie nicht entkommen. Das wird ihr schmerzlich bewusst, als ein Mord geschieht und sie die dunkle Magie ihrer Vorfahren erspürt. Wenig später begegnet sie Cathal, der sich als wahrgewordener Alptraum aus ihrer Kindheit entpuppt.
Dennoch fühlt sie sich auf seltsame Weise zu ihm hingezogen und muss erkennen, dass er so ganz anders ist, als sie ihn sich vorgestellt hat.

 

 

Als ich die Inhaltsangabe zum ersten Mal las, wusste ich nicht genau, was ich von der Geschichte halten sollte. Sie hörte sich interessant und spannend an und eben das war sie auch, selbst wenn man das eine oder andere noch hätte verbessern können.
Was mich absolut begeistern konnte, waren die Figuren. Besonders Nessya und Cathal sind wunderbar plastisch und mehrdimensional gestaltet. Immer wieder haben sie mich mit neuen Seiten an ihnen überrascht, die ich zuerst gar nicht vermutet hätte. Ihr Misstrauen und ihre Vorsicht kann ich ebenso gut nachvollziehen wie seine Einsamkeit und die Gründe, weshalb er handelt, wie er handelt. Ich konnte sie mir beide von Anfang an gut vorstellen, vor allem zusammen. Sie nähern sich weder zu schnell noch zu langsam aneinander an, mit all den Vorbehalten, Ängsten und Sehnsüchten, die nach und nach zum Vorschein kommen.
Die übrigen Charaktere wirken dagegen meist blass und ein wenig wie Statisten, obwohl ich Nessyas Freundinnen schnell als lebendige Wesen vor Augen hatte. Hoffentlich erfährt man in den Folgebänden noch mehr von ihnen.

 

Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und hat mich mit seinem ironischen Unterton sofort für sich eingenommen. Maria M. Lacroix schafft es, mit ihren Worten eine Szenerie zur erschaffen und sie lebendig werden zu lassen. Man kann die einzelnen Orte und gerade den Sid regelrecht vor sich sehen. Die vielen Anspielungen auf die irische Sagenwelt haben mich zusätzlich von der Story überzeugt.
Leider trifft das nicht auf alle Elemente des Erzählens zu: Spannung ist in jedem Fall ausreichend vorhanden, aber viele Ereignisse werden viel zu kurz und zu hektisch behandelt. Das zerstört so manches Mal die tolle Atmosphäre und reißt einen aus seinem Lesefluss. Wichtige Fragen bleiben einfach offen und das auf eine Art und Weise, die den Eindruck erweckt, als würden sie nie geklärt werden. Am Schluss fiel mir das am deutlichsten auf: So sehr ich es auch mag, wenn der Mann mal nicht der Retter in der Not ist, so übereilt und unwirklich erschien mir die Auflösung. Ein paar ausführliche Absätze mehr hätten dem Buch sicherlich gut getan.

 

 

Das Geheimnis der Feentochter ist der Einstieg in eine neue Trilogie, der Lust auf mehr macht. Wunderbar plastische Hauptfiguren, die einen zu fesseln wissen, eine spannende Story und ein flüssiger, leicht ironischer Schreibstil können den Leser für sich einnehmen.
Leider stört so manche Lücke und der übereilte Schluss das Gesamtbild und haben dafür gesorgt, dass ich das Buch nicht mit vollen fünf Sternen bewerte.
Wer sich für lebendige Charaktere begeistern kann, gerne auch mal Feen von einer ganz anderen Seite erleben will oder sich für irische Sagen interessiert, der sollte einen Blick auf diesen Roman wirklich riskieren. Ich jedenfalls fühlte mich gut unterhalten.