Rezension

Spannend und überraschend!

Träume, die ich uns stehle - Lily Oliver

Träume, die ich uns stehle
von Lily Oliver

Bewertet mit 4.5 Sternen

Diese Geschichte wird hauptsächlich aus der Perspektive von Lara erzählt, es gibt allerdings auch immer wieder kurze Kapitel aus Thomas Sicht. Der Schreibstil ist sehr angenehm und besonders positiv aufgefallen ist mir die bildliche Sprache.

Lara ist Anfang 20 und befindet sich in der psychiatrischen Abteilung einer Klinik. Sie hatte einen Unfall und kann sich seither nicht mehr an die letzten zwei Jahre ihres Lebens erinnern. Doch da ist noch mehr. Sie vergisst immer wieder mehrere Stunden oder sogar Tage, und in ihr sind so viele Worte, die ausgesprochen werden wollen. Sie weiß, dass es andere nervt, wenn sie in ihrem Redeschwall immer und immer wieder die gleichen Sachen erzählt, aber sie kann die Worte nicht zurück halten  es ist wie ein Zwang. Und dann trifft sie auf Thomas  der ihr nicht weglaufen kann, weil er im Koma liegt, und zu dem sie sofort eine tiefe Verbindung spürt.

Lara ist eine sehr sympathische Protagonistin, mit der man sich sofort verbunden fühlt, als deutlich wird, wie einsam und unsicher sie ist. Man ist als Leser mindestens genauso neugierig wie sie darauf zu erfahren, wie der Unfall passiert ist und warum sie ständig diese Erinnerungslücken hat. Mit fortschreitender Handlung hatte ich einige Ideen dazu, die ich dann aber immer wieder verwerfen musste. Und als ich zur Hälfte des Buches dachte, ich wüsste, wo es hingehen soll, wurde ich wieder eines besseren belehrt. Es gab in der Handlung gleich mehrere unvorhersehbare Twists, die fesselten und dafür sorgten, dass ich immer weiter lesen wollte.

Zu Beginn der Geschichte war ich skeptisch, wie es zu einer (realistischen) Liebesgeschichte kommen soll, wenn eine der beiden Personen im Koma liegt. Diese Herausforderung hat die Autorin meiner Meinung nach allerdings hervorragend gemeistert. Durch die kurzen Einschübe aus Thomas‘ Sicht, in denen sehr abstrakt und sehr bildlich beschrieben wird, wie er sich fühlt und wie er Laras Stimme wahrnimmt, war es nachvollziehbar, dass auch von seiner Seite Gefühle entstehen.

Das Ende war bittersüß. Für meinen Geschmack hätte es noch etwas weniger bitter und etwas mehr süß sein können, aber ich bin auch so damit zufrieden. Nur war es mir mal wieder etwas zu schnell abgehandelt  ein paar wenige Seiten mehr wären noch schön gewesen.

Fazit:
Eine wesentlich spannendere und emotionalere Reise, als man es der Buchbeschreibung nach erwartet. Obwohl es schon irgendwie eine Liebesgeschichte ist, ist es viel mehr eine Reise der Selbstfindung und der Weiterentwicklung. Lara ist eine wundervolle Protagonistin und ich empfehle diese Geschichte nur zu gerne weiter. 4,5 Sterne von mir.