Rezension

Tolle Lektüre mit einigen langatmigen Aspekten

Keeping Hope -

Keeping Hope
von Anna Savas

Bewertet mit 4 Sternen

Bereits als ich den ersten Band von Anna Savas auf der Faerfax University gelesen habe, war mir klar, dass ich mich am meisten auf den Band von Jamie und Ella freuen würde, weil die beiden sofort grundsympathisch waren und auch gerade die Geschichte, wenn aus Freunden Liebende werden, mich immer sehr zu begeistern wissen. Der zweite Band hat mich zwar auch schon sehr begeistert, aber das konnte ich im Vorfeld nicht abschätzen, weil Lily als Figur noch eine Unbekannte für mich war und ich mich an der Stelle überraschen lassen musste. Bei Ella und Jamie war es aber definitiv einplanbar und im Grunde wurde ich zum Glück auch nicht enttäuscht.

Ohne Frage: Ella und Jamie haben definitiv ihre sympathischen Wesen beibehalten und es war ein tolles Erlebnis, in ihre Köpfe einzutauchen und sie noch besser kennenzulernen. Gerade Jamie hat es mir wirklich sehr angetan, weil gerade die Liebe zur Musik, sein Verantwortungsgefühl der Familie gegenüber und auch seine Opferbereitschaft mich sehr an mich selbst erinnert haben. Dementsprechend war er mir als Figur sehr vertraut. Mit Ella hatte ich weniger gemeinsam, aber auch ihre Liebe für die Literatur, der Prozess, wie ihre Kreativität gewirkt hat, auch das konnte ich gut, weswegen ich mir wirklich beide Figuren sofort für meinen Freundeskreis hätte vorstellen können. Die Voraussetzungen mit den Figuren waren also wirklich allerbestens und dennoch ist bei mir die restlose Begeisterung nicht entstanden. Es war ein sehr gutes Buch, aber keine so intensive Liebe, weil ich zwischendurch doch zu viel denken konnte, denken abseits des eigentlichen Themas.

Hier kommt ins Spiel, dass Anna Savas einen typischen Erzählstil hat, der leider oft zu Längen neigt. Das zeigt sich gleich zu Beginn der Geschichte, wenn Ella ihren Freund Mason beim Fremdgehen erwischt. Diese Trauerphase, die natürlich zurecht ist, hat aber viel zu lange angehalten und ist für den Einstieg in so ein Buch auch echt schwere Kost. Ich könnte mir vorstellen, wenn man den dritten Band als Standalone liest, dass es dann einfach zu lange zu traurig ist. Da die meisten von uns mit der Reihe vertraut sind, kennen wir natürlich die Figuren schon, wir können da aus allem mehr herausziehen und so bekommt man sich auch abgelenkt, aber geschickt ist es eben nicht, um die Leser*innen bei der Stange zu halten. Das zieht sich dann im weiteren Verlauf ein wenig durch die Geschichte, weil eigentlich jeder Wendepunkt der Geschichte mindestens ein bis zwei Kapitel zu spät gesetzt ist. Man hat eben immer wieder gemerkt, dass Savas lieber noch eine Schleife dreht, aber es ist eben ihr Stil. Bei Lily und Julians Geschichte in Band 2 hat sie es dennoch besser hinbekommen, weil die Schlenker da nicht so viel auffielen.

Dennoch werden diese Langatmigkeiten zwischendurch durch viel Tolles wettgemacht und das ist einfach die gemeinsame Geschichte von Ella und Jamie, die mich doch sehr berührt hat. Zwar fand ich das Geheimnis um die Affäre des Vaters etwas zu sehr aufgebauscht, aber alles andere drum herum hat echt gut gepasst. Mir ist nur noch aufgefallen, dass gerade die Hobbys von Savas Figuren nicht immer optimal dargestellt sind. Während bei Ella alles super war, weil ihr Hobby der Beruf der Autorin ist, so hat man bei dem musikalischen Entstehungsprozess von Jamie gemerkt, dass Savas gerne Musik hört, aber eben nicht Musik produziert. Das war mir auch schon bei Lily und dem Tanzen aufgefallen, das ist alles nett, aber es muss schon wirken, als ob es wirklich vertraut ist. Jetzt bin ich aber wieder abgeschweift, denn die Liebesgeschichte war toll, die ganzen Freundschaftsmomente großartig. Man hat hier wirklich deutlich gemerkt, dass es eine Familie für Savas und damit auch für uns geworden ist. Eine echte Wohlfühlreihe eben!

Fazit: Als Individualpersonen haben mir Ella und Jamie definitiv am besten gefallen, als Paar kommen sie knapp hinter Julian und Lily über die Ziellinie. Eine etwas schwächere Bewertung leitet sich auch davon ab, dass die langatmigen Stellen, die ein wenig zu Savas Stil gehören, hier augenscheinlicher sind. Insgesamt aber dennoch ein sehr gut zu lesendes Buch verbunden dann mit einem doch bittersüßen Abschied aus Faerfax.