Rezension

Traurige Erinnerungen

Aenne und ihre Brüder -

Aenne und ihre Brüder
von Reinhold Beckmann

Bewertet mit 5 Sternen

Auf dem Cover sehen wir die Mutter des Autors in jungen Jahren und ihre vier Brüder in der Uniform des 2. Weltkriegs. Die in Sütterlin geschriebenen Briefe und Umschläge sind im Einband abgebildet. Sie sind das Vermächtnis der Mutter an ihren Sohn Reinhold Beckmann.

Kurz vor ihrem Tod gibt sie den Schuhkarton mit den Erinnerungen weiter und Reinhold recherchiert Vieles und kann so die Geschichte seiner Familie in diesem Buch erzählen.

Mir kam es oft vor, als säße der bekannte Moderator bei mir und erzähle, was in dem kleinen Ort Wellingholzhausen in Westfalen geschah. Gerade noch berichtet er aus den 1930er Jahren, da kommt ihm der Gedanke in den Kopf, was der Onkel, den er nie kennenlernte, wohl empfunden haben wird.

Es ist keine einfache Geschichte, die er da erzählt. Die Mutter wird früh zur Waisin und erfährt erst später, dass die Menschen, die sie als ihre Eltern kennt, nicht ihre leiblichen Eltern sind. Die Stiefmutter ist zudem eine harte, gefühlsarme Frau, trotzdem bleibt Aenne ihre immer verbunden. Wie damals üblich geht Aenne früh von der Schule und darf als Mädchen keine Lehre machen. So muss sie bei Bauern auf die Kinder aufpassen und auf dem Hof helfen. Schon bald ändert sich die Stimmung im Lande, doch in dem kleinen Dorf hat der Pfarrer das Sagen und so wird hier noch lange christlich gewählt.

Obwohl ich, wie wohl die meisten unserer Jahrgänge die Geschichte ab 1933 gut kennen, habe ich in dem Buch noch einiges gelesen, was mir nicht so geläufig war. Besonders die Stellung der katholischen Kirche und einiger Bischöfe wurde genau beschrieben.

Die Briefe der Brüder ließen erkennen, wie sich die Stimmung an der Front aufgrund des langen entbehrungsreichen Krieges änderte. Leider kehrt keiner der Brüder heim und obwohl alle unterschiedliche Schicksale erleiden mussten, leben sie im Herzen von Aenne und jetzt auch in diesem Buch weiter.

Das Buch war sehr gut zu lesen, die einzelnen Personen und Persönlichkeiten wurden gut eingefangen und durch die persönliche Betroffenheit des Autors, habe ich das Buch als etwas Besonders empfunden. Zudem wurden auch noch einige Bilder veröffentlicht, dadurch hatte ich Aenne und ihre Familie immer vor Augen.