Rezension

Überbewertete Young Adult Novel

Der Gesang der Flusskrebse - Delia Owens

Der Gesang der Flusskrebse
von Delia Owens

Bewertet mit 1 Sternen

Im Allgemeinen liebe ich amerikanische Schriftsteller und ihr Werk ganz besonders, und so zählen u.a. Philip Roth, F. Scott Fitzgerald, Truman Capote und T. C. Boyle zu meinen literarischen Helden. Was mir immer besonders an US- amerikanischen Autoren gefallen hat, ist die Tatsache, dass wichtige politische und gesellschaftliche Themen so zu Papier gebracht werden, dass auch der Unterhaltungs- Aspekt berücksichtigt wird. Ich bin also durchaus dafür empfänglich, wenn ein Autor das Schwere mit dem Leichten verbindet.

Was Delia Owens allerdings in ihrem Romandebüt „ Der Gesang der Flusskrebse“ treibt, ist des Guten zuviel.

Die Geschichte des Marschmädchens Kya, die als Sechsjährige von ihrer gesamten Familie verlassen wird ( schon das eine völlig unglaubwürdige Ausgangssituation, die man anhand der dürftigen Charaktere und deren weitflächig im Dunkeln bleibenden Motivationen, nicht wirklich nachvollziehen kann) und auf sich allein gestellt in der Wildnis des Sumpfgebietes von North Carolina überlebt, aber von fast allen übrigen Bewohnern dieses dünn besiedelten Fleckchens Erde als Abschaum angesehen wird, ist dermaßen dünn und klischeehaft, dass man nur verwundert den Kopf schüttelt über den enormen Erfolg, den dieser Roman generierte.

Anfangs noch mochte ich die NaturBeschreibungen, die der ausgebildeten Zoologin Delia Owens auch toll gelingen, aber nach einer Weile mäandern die sich dauernd wiederholenden, mit hanebüchenen Adjektiven geschmückten Betrachtungen der Flora und Fauna nur noch vor sich hin. Vollends grauenhaft aber wird es, wenn die erwachende Sexualität Kyas mit den Vorgängen in der Natur verglichen wird, oder wenn das Balzverhalten der Seevögel mit dem der jungen Männer, die dem Naturkind an die Wäsche wollen, gleichgestellt wird.

In die ohnehin abgeschmackte Storyline des „Scheues- Mädchen- und -Aufrechter- Junge - kommen - nicht - zusammen - dafür - entwürdigt - der - größte - Platzhirsch - das - arme - Ding“ webt Frau Owens, in einer nicht gerade stringent durchkomponierten Parallelhandlung, auch noch den Mord an dem Platzhirsch ein, sowie die ans Herz gehende Beziehung der Heldin zum Elternersatz Jumpin‘ und Mabel, einem älteren, schwarzen Paar, welche als Einzige gut zu ihr sind.

Beim Zusammenfassen dieser Versatzstücke eines mittelmäßigen Creative - Writing - Kurses allein, schüttele ich schon wieder verwundert den Kopf über die allgemeine Begeisterung für dieses Buch.

Fazit: Eine kitschige, völlig überbewertete Young Adult Novel, die wohlwollend von mir einen zweiten Stern bekommt.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 06. Juni 2020 um 19:39

Das Wohlwollen ist dir dann wieder abhanden gekommen und es blieb nur noch einer übrig. *lachendweghüpft*. Gut, dass ich anderweitig beschäftigt war als das Machwerk in aller Munde war.