Rezension

Ungeschönter Blick auf Essstörungen, der fürs Verständnis hilft

Guy's Girl -

Guy's Girl
von Emma V.R. Noyes

Bewertet mit 4 Sternen

In Guy‘s Girl begleiten wir Ginny, die zunächst unter Magersucht und dann unter Bulimie leidet. Wir lernen ihre Freundesgruppe kennen und verstehen, wie sie in eine Essstörung rutschen konnte. Hierbei war besonders bedrückend, wie sehr Betroffene die Essstörung versuchen zu vertuschen und warum das Umfeld deswegen oft nichts merkt. 

Und dann wäre da noch Adrian, Teil ihrer Freundesgruppe, aber Ginny bis jetzt am wenigsten bekannt. Als sie ihn besser kennenlernt, muss Ginny feststellen, dass sie sich zu Adrian hingezogen fühlt. Doch Adrian hat eigene Probleme: er lässt keine Gefühle zu, weil er Angst hat, dass ihm das Herz gebrochen wird. 

Emma Noyes gelingt es, die lange Zeit einer Essstörung in dieses Buch zu packen, ohne dass man sich mit Informationen überladen fühlt. Vielmehr lässt sie den Leser die wichtigsten Zeiten der Essstörungen durchleben. Damit das Buch nicht zu langatmig wird, nutzt sie Zeitsprünge, mit denen nochmals eindrücklicher wurde, wie sehr sich Ginny verändert hat. Zwar endet das Buch an einem bestimmten Punkt, doch Noyes macht klar, dass es noch ein langer Weg wird, die Essstörung final zu überwinden.

Im Vordergrund der Geschichte steht die Essstörung. Sie bestimmt Ginnys ganzes Leben. Ginnys Kampf gegen die Essstörung wird ausführlich und ungefiltert gezeigt, sodass deutlich wurde, wie schwierig es ist, eine Essstörung zu überwinden. Besonders schön war da, wie Adrians Großeltern unermüdlich mit Ginny gegen die Essstörung ankämpften und wie liebevoll Adrian sie unterstützt hat.

Noyes litt selber unter Magersucht und Bulimie, verleiht dem Text also ihre eigene Stimme. Guy’s Girl ist deswegen auch an Stellen sehr harte Kost, wenn ausführlich beschrieben wird, wie eine Essstörung abläuft.

Insgesamt ein empfehlenswertes Buch, um Essstörungen besser zu verstehen. Gerade für Nicht-Betroffene wird dadurch nochmals deutlicher, wie aufmerksam man sein muss, um mitzubekommen, dass eine Person eine Essstörung hat.