Rezension

Wer Vortex mochte, wird Dark Sigils lieben

Dark Sigils – Was die Magie verlangt -

Dark Sigils – Was die Magie verlangt
von Anna Benning

Inhalt:

Rayne und ihre Freundin Lily haben nur ein Ziel: Gemeinsam wollen sie ein wenig Geld beschaffen und sodann, weit weg vom Waisenhaus, in dem sie ihre Kindheit und Jugend verbringen mussten, ein neues Leben beginnen.

Der Alltag stellt für Rayne und Lily jeden Tag eine neue Herausforderung dar. Während Rayne für Lazarus, den Betreiber des Waisenhauses, in Wettkämpfe ziehen und dort Geld verdienen muss, wird Lily von ihm als Escort-Dame für fremde Männer auf Partys geschickt. Jeden Tag fürchtet Rayne, dass Lily dort etwas Schlimmes zustoßen könnte.

Plötzlich ist es dann soweit, Rayne hat die Möglichkeit gefunden, heimlich an einem Profiwettkampf teilnehmen zu können. Mit Hilfe von Lilys Erspartem kann sie sich ein magisches Schmuckstück erwerben, mit dem sie in der Lage sein könnte, diesen Kampf zu gewinnen. Das Preisgeld wird dieses Mal so hoch sein, dass den Mädchen eine Flucht gelingen könnte.

An diesem Abend erleben die beiden Mädchen gleich mehrere Überraschungen. Sie lernen nicht nur die Oberen aus der geheimnisvollen Himmelsstadt, dem Mirror, kennen. Ihr Plan verläuft auch nicht ganz so, wie sie es sich überlegt haben, und dann muss Rayne auch noch feststellen, dass sie scheinbar der Magiesucht verfallen ist. Denn unter ihrer Haut formen sich schwarze Linien. Ein sicheres Zeichen eines Tremors, dem Ausbruch von Chaosmagie. Eine Magie, an der schon viele gestorben sind.

Doch all dies wird schon bald marginalisiert. Als Rayne sich im Mirror, einer Stadt, die ihr bislang nur mehr oder weniger gerüchteweise präsent war, wiederfindet, vollzieht sich eine Zäsur in ihrem Leben. Hier gibt es Magie und auch Reichtum im Überfluss.

Im Mirror trifft Rayne auf den geheimnisvollem Mirrorlord, der ihr mitteilt, dass sie die Erbin eines mächtigen Sigils ist und nun die Wahl hat, der Chaosmagie zu unterliegen und mit großer Wahrscheinlichkeit den Tod zu finden oder sich den Dark Sigils anzuschließen. Und wie so oft hat jede Entscheidung ihren Preis ...

 

Meinung:

Anna Bennings neues Buch „Dark Sigils“ beweist das ihr hochgelobtes Erstlingswerk, „Vortex“, kein Glücksfall war. Die Jugend ihrer Protagonistin ist von Armut und Einfachheit geprägt. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, muss sie an Wettkämpfen teilnehmen und ihren Lohn sodann an Lazarus, den Leiter des Waisenhauses, in dem sie und ihre beste Freundin leben, abtreten. Jeder Tag ist ein Tag, an dem die Mädchen ums Überleben kämpfen.

Die Ausgangslage holt den Leser also in unserer Gegenwart ab. So vielversprechend die Ausgangsidee des Roman ist, die literarische Umsetzung und das fantasievolle Setting sind noch besser. In Raynes Welt ist die Magie rar und somit auch sehr teuer. Mit Uppers bzw. Trides (Münzen, die mit unterschiedlichen Eigenschaften ausgestattet sind), kann man z.B. Schmerzen mindern, in den Schlaf finden, klüger werden oder einfach zu mehr Glück finden. Spezielle magische Schmuckstücke verleihen Fähigkeiten, die z.B. im Kampf in den Arenen eingesetzt werden und zum Sieg verhelfen können. Im Mirror jedoch, einer Spiegelwelt, die lange Zeit am Himmel verborgen lag und deren Gebäude man mittlerweile schemenhaft erkennen kann, da herrschen die Oberen. Hier gibt es Magie (und somit auch Reichtum) im Überfluss.

Nach und nach strickt Anna Benning ihre Geschichte zusammen. Sie erzählt aus der Sicht von Rayne, deren einziges Ziel darin bestand, gemeinsam mit ihrer Freundin zu fliehen und sich fern von Lazarus, dem Waisenhausbesitzer, ein neues Leben aufzubauen. Doch Raynes Plan, den sie sich für die Umsetzung ihrer Zukunftsträume zurechtgelegt hatte, geht schief. Sie wird von Lily getrennt, erfährt schockierende Wahrheiten über ihre Vergangenheit und muss eine sehr schwere Entscheidung treffen. Bald schon muss Rayne nicht nur für neue Ziele kämpfen, sie findet sich auch von einem Moment auf den anderen in einer Luxuswelt wieder und wird zum Spielball gleich mehrerer Fraktionen. Der Mirrorlord möchte sie an seiner Seite wissen, eine Rebellengruppe mit undurchsichtigen Zielen bietet ihr ihre Hilfe an und Lazarus will das mittlerweile für ihn noch viel wertvoller gewordene Mädchen wieder unter seine Kontrolle bekommen.

Anna Benning belässt es jedoch nicht bei diesem schon recht komplexen Konstrukt. Sie webt ihre Geschichte noch weiter. Der Leser erfährt nach und nach mehr über die Absichten der verschiedenen Fraktionen. Nach und nach bekommt er so beispielsweise einen Einblick in die Perspektive des Mirrorlords, der mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat. Denn ihm wurde schon früh eine schwere Last auferlegt.

Die komplexe Handlung und allerhand Figuren fordern Konzentration beim Lesen. Belohnt wird man mit einem Reihenauftakt, der durchgehend für Spannung sorgt und ein großes Lesevergnügen schenkt.

 

Fazit:

Mit Dark Sigils – so viel sei vorweg gesagt – gelingt es Anna Benning eine kaum für möglich gedachte Steigerung ihres Erstlingswerks Vortex ins Werk zu setzen. Wer Anna Bennings Vortex-Reihe mochte, wird den Auftakt von Dark Sigils lieben.

Rasant geht es zu und das mit einer steten Steigerung. Ein eskalierender Sturm reißt den Leser mit. Anna Benning erschafft eine eigene Wirklichkeit, die dem Leser aufgrund der detaillierten Darstellung durchgehend Konzentration abverlangt.

Die gekonnte literarische Umsetzung Bennings macht den Lesenstoff allerdings verfügbar und sorgt dafür, dass sich die Geschichte für uns als unvergessliches Leseerlebnis manifestiert.

Dieser Reihenauftakt gehört ins Regal.