Rezension

Willkommen in der Unterwelt von Detroit

Underworld Chronicles - Verflucht -

Underworld Chronicles - Verflucht
von Jackie May

Bewertet mit 3 Sternen

Einzelgängerin Nora weiß von der Unterwelt, der Welt der Dämonen, Vampire und Trolle, obwohl sie selbst als Mensch nicht dazu gehört. Dennoch hat sie gewisse magische Fähigkeiten wie das Lesen von Erinnerungen bei Kontakt mit Personen und Gegenständen. Diese Eigenschaft wollen nun die Vampire für sich nutzen, um ihre entführte Artgenossin durch Noras Hilfe wiederzufinden - notfalls unter Zwang. Als eine weitere Angehörige der Unterwelt-Wesen verschwindet, mischen sich noch weitere Personen in die Suche mit ein, unter anderem ein Troll, ein Magier und ein Agent, dessen Wesen Nora nur erahnen kann.

Generell ist Nora eine sympathische und toughe junge Frau, die leider arg an ihrer Vergangenheit zu knabbern hat. Beim Lesen merkt man schnell, dass die Autoren sich an jüngeren Lesern orientiert haben. So wird öfter mal diskutiert, wer auf wen steht oder auch nicht. Zudem haben sie versucht, die Selbstbestimmung der Frau zu thematisieren, dass Frauen sich ihre Partner selbst aussuchen und Männer nicht ungefragt Besitzansprüche auf sie erheben können. Im Ansatz ganz gut, dennoch empfand ich den Punkt als äusserst fragwürdig, dass Nora im Roman die Schuld in die Schuhe geschoben wird, warum Männer meinen, sie ungefragt besitzen bzw missbrauchen zu dürfen - einfach, weil sie so eine starke Anziehungskraft auf Männer ausübt. Ahja. Das stank mir leider zu sehr nach der Ausrede, eine Frau will es ja so, weil sie Minirock trägt und entsprechend schockiert war ich von der Begründung des Verhaltens einiger männlicher Individuen im Roman. Die Charaktere, welche positiv im Roman dargestellt werden wie Troll Terrance, empfand ich als sympathisch und gut gelungen. Bei der Lösung des Entführungsfalles haperte es jedoch wiederum hier und da, vor allem, als statt wichtige Details aufzunehmen und zu verfolgen, ausgiebig in großer Runde über mögliche Besitzansprüche gegenüber Nora diskutiert wird - und dann nichts weiter, keine Datenaufnahme, obwohl bei Entführungen jede Sekunde zählt.

Eine unterhaltsame Urban Fantasy mit diversen Wesen der Unterwelt, die vom Worldbuilding recht interesssant gestaltet ist. Leider hapert es stark an der Ausseinandersetzung mit dem Thema „Gewalt gegen Frauen“ und der Kriminalfall selbst, in den Nora hineingezogen wird, läuft nicht so ganz in sich stimmig.