Rezension

Wissenschaft kann so herrlich sexy sein

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain« -

Das irrationale Vorkommnis der Liebe – Die deutsche Ausgabe von »Love on the Brain«
von Ali Hazelwood

Ali Hazelwood holt die Naturwissenschaften aus der verstaubten Schublade und verlieht ihnen mit Herz und Humor neue Attraktivität. Endlich bekommen auch mal die Frauen der Wissenschaft ein Happy End, eine in Liebesromanen in meinen Augen sehr unterrepräsentierte Gruppe. Über die Covergestaltung kann ja bekanntlich streiten und auch ich gehöre zu denen, die das englische Cover ansprechender finden, aber trotzdem stimmt die Farbgestaltung fröhlich und ist ein Hingucker, gleichzeitig gibt es einen gewissen Wiedererkennungswert.

 

Zum Inhalt: Neurowissenschaftlerin Bee hat einen der begehrten Jobs bei einem Forschungsprojekt der NASA bekommen. Nachdem ihre Karriere zuletzt stagnierte, könnte das der Anstoß sein, den sie so dringend braucht. Ihre Freude bekommt einen ordentlichen Dämpfer, als sie feststellen muss, dass sie das Projekt gemeinsam mit ihrer alten Nemesis Levi leiten soll. Die beiden sind sich schon an der Uni nicht grün gewesen und nun scheint Levi auch noch ihr Projekt zu sabotieren. Bee, die sich in Zwangslagen immer fragt, was ihr Idol Marie Curie tun würde, sieht sich plötzlich mit uneindeutigen Gefühlen konfrontiert. Was also soll sie tun?

 

Bee und Levi sind eine typische Liebesgeschichte im Stile von „from enemies to lovers“, auch wenn das vermutlich nur die Sichtweise eines der Protagonisten wiedergibt. Die Geschichte wird komplett aus Bees Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und ist damit sehr nahbar. Levi kommt dabei zu Anfang nicht immer ganz so gut weg, vor allem, weil Bee echt kein Blatt vor den Mund nimmt, was ich sehr erfrischend finde. Ich liebe es, wie divers die Figuren bei Ali Hazelwood sind, nicht nur was ihr Aussehen angeht, sondern auch ihre Interessen und Charaktereigenschaften. Ali Hazelwood lässt das Nerd sein sexy aussehen.

 

Total identifizieren konnte ich mich mit Bees Liebe zu Marie Curie, in der sie ein Vorbild und eine Inspirationsquelle sieht. Besonders auch der Twitteraccount ist mir direkt ans Herz gewachsen, denn den hätte ich in meiner Laufbahn auch das eine oder andere Mal gut gebrauchen können. Der Leser lernt nebenbei ein paar sehr interessante Fakten über Marie Curie kennen, was ich irgendwie einen schönen Nebeneffekt finde.

 

Die Geschichte ist ehrlich gesagt sehr vorhersehbar. Bereits am Anfang wird dem aufmerksamen Leser klar, was Sache ist. Alle Konflikte wirken dadurch ziemlich künstlich aufgebauscht und von den Figuren selbst provoziert. Es könnte alles so viel einfacher sein… Aber gerade bei Liebesromanen ist diese Vorhersehbarkeit ja gang und gäbe und macht irgendwie auch den Charme dieser Bücher aus.

 

Nachdem ich „Die theoretische Unwahrscheinlichkeit von Liebe“ absolut geliebt habe, habe ich wirklich auf dieses Buch hingefiebert. Ich finde es toll, wie sichtbar Ali Hazelwood Frauen in der Wissenschaft macht, sie aus ihren verstaubten Laborkitteln befreit und zu Romanheldinnen macht. „Das irrationale Vorkommnis von Liebe“ ist ähnlich humorvoll und herzlich geschrieben wie das erste Buch der Autorin und hat mir wieder sehr gut gefallen.