Rezension

Zoe macht das schon

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online -

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
von Aniela Ley

Bewertet mit 2 Sternen

Zeitreisebuch für Jugendliche, für mich mit deutlichen Schwächen

Zeitreise und London. Spätestens seit der Edelstein-Triologie von Kerstin Gier ist dies für mich eine ganz tolle Mischung. London gehört zu einer meiner Lieblingsstädten und das Thema Zeitreise ist eine echte Wundertüte. Aber Wundertüten können auch manchmal nicht so viel Spaß machen. Das Problem hatte ich leider bei diesem Buch.

Der Prolog hatte mich total neugierig gemacht. Achtung (kleiner) SPOILER: Der Prolog ist aber sozusagen das Ende des Buches. Das hat mich allerdings am physischen Ende des Buches ein bisschen unzufrieden zurückgelassen. Es war, als hätte ich die letzten Seiten zuerst gelesen. Natürlich war bei einem Band 1 zu erwarten, dass es einen Cliffhanger gibt.

Der Beginn mit Dunwick House und auch dem Mitternachtsclub fand ich noch ganz nett. Amai und Minako haben mir recht gut gefallen. Auch wenn ich überrascht war, wie viel Eigeninitiative da 15-Jährige zeigen. Den ganzen Dachboden säubern und mit Tüchern abhängen etc… Die Materialien muss man ja auch erst einmal haben etc.. Und dann ist sind da immer noch die Lehrer… Aber gut, wir wollen ja jetzt mal kein Klugscheißer sein. 

Was mir größere Probleme bereitet hat war, dass Zoe sich scheinbar nach ihrer Zeitreise gut zurechtgefunden hat. Das fand ich schon eine beeindruckende Leistung für ein Mädchen des 21. Jahrhunderts, die sich plötzlich im 19. Jahrhundert als Zofe wiederfindet. Da hatte ich mehr Panik und Probleme erwartet und nicht, dass sie absurder Weise mit ihrem doch sehr modernen Verhalten einfach so durchkommt. Auch wenn ich das „Whispern“ als eine gute Idee empfunden habe, war die Ausführung (zumindest sprachlich) auch wieder zu modern für diese Zeit.

Auch schade finde ich, dass man hier mit dem viktorianischen Zeitalter wirbt, aber dieses fast 20 Jahre später erst beginnt (das Zeitalter beginnt mit Krönung und nicht Geburt von Queen Viktoria). Natürlich gibt es gewisse künstlerische Freiheiten, aber eine ganze Epoche um 20 Jahre zu verschieben… Den einen stört es wohl nicht, mich schon ein wenig.

Die Art und Weise wie das Buch geschrieben ist, hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Es hat sich recht objektiv lesen lassen, ich war nicht richtig „mit dabei“. Vielleicht lag das für mich an dem doch jugendlichen Schreibstil, doch auf mich wirkte es zu bemüht und konstruiert. 

Das Cover finde ich wunderschön gestaltet. Die Farben und die Prägung passen und zusammen, lassen alles ein bisschen mystisch wirken. Dass man neben den Blumen auch ein Stück London mit reingebracht hat, finde ich super.

Alles in allem ist es eine Geschichte, die viel Potential hat, aber in meinen Augen nicht ausgeschöpft wurde. Aber gut möglich, dass jüngere Leser:innen hier mehr Spaß finden werden. Denn auch, wenn ich gerne mal zu einem Jugendbuch greife, gehöre ich nicht wirklich zur Zielgruppe.