Rezension

Zu oberflächlich

Die Tanzenden - Victoria Mas

Die Tanzenden
von Victoria Mas

Victoria Mas erzählt in ihrem Roman die Geschichte einiger Frauen, die das Schicksal Ende des neunzehnten Jahrhunderts in das berüchtigte Irrenhaus Salpetriere verschlagen hat. Da ist auf der einen Seite die Oberschwester Genevieve und auf der anderen Seite die Patientinnen, allen voran Eugenie, die emanzipiert ist, mit Toten kommunizieren kann und somit von ihrer Familie in die Salpetriere eingeliefert wird. Drumherum gesellen sich noch einige arg stereotype Patientinnen und Ärzte.

Hätte nicht Per Olov Enquist in seinem Roman „Das Buch von Blanche und Marie“ dieser Salpetriere ein unrühmliches Denkmal gesetzt, dann könnte man Victoria Mas zumindest bescheinigen, dass sie dieses furchtbare Hospital ins Bewusstsein gerückt hat, auch wenn ihre Geschichte zu oberflächlich, zu pathetisch und zu holzschnittartig daher kommt. Aber alles an Enquists Roman ist besser. Besonders ärgerlich ist es, dass Mas sich nicht traut, bei der Charakterisierung ihrer Protagonistinnen einfach die Tatsache geltend zu machen, dass emanzipierte Frauen, eigensinnige Frauen, der männlich dominierten Gesellschaft ein Dorn im Auge waren. Alleine schon die Diagnose „Hysterie“ spricht Bände. Nein, sie muss auch noch den Spiritismus zum Anlass der Einweisung Eugenies in die Anstalt nehmen und Tote herumgeistern lassen. 
War ihr die Historie nicht genug?
Auch stilistisch und sprachlich gibt es einiges zu bemängeln. Durchweg enthalten die Kapitel Datumsangaben, die meines Erachtens völlig sinnlos sind. Besonders am Anfang, wenn Mas versucht, die Geschichte der Protagonistinnen zu verflechten, was nicht gelingt, da die Erzählstränge zu unausgewogen sind, habe ich das Hin - und Her in den Daten nicht verstande. Im weiteren Verlauf spielen diese Angaben schon gar keine Rolle mehr. Sprachlich fühlte ich mich eher in eine Young Adult Novel versetzt, mit viel beschreibendem Brimborium, was der Sache aber nicht wirklich dient.

Kein Highlight, eher eine derbe Enttäuschung!