Rezension

Kischees und Spiritismus

Die Tanzenden - Victoria Mas

Die Tanzenden
von Victoria Mas

Bewertet mit 2 Sternen

Eugenie hadert mit ihrem Leben: Sie hat als Frau nichts weiter zu wollen, als zu heiraten und Kinder zu bekommen. Doch das reicht der jungen Dame nicht. Sie strebt nach Bildung und nach einem Leben ohne männliche Kontrolle und Vorherrschaft. Als wären diese Wünsche nicht schon Last genug, ist da auch noch ihre Gabe, mit Toten kommunizieren zu können. Und ehe sie sich versieht, landet sie deswegen in der berüchtigten Pariser Irrenanstalt Salpêtrière.

Zwar hat es mich trotz des erstmal interessant klingenden Plots nicht unbedingt dazu gezogen die Geschichte um Eugenie und ihre Leidensgenossinnen weiterzulesen, aber die einfache Sprache hat die Geschichte regelrecht vorbeirauschen lassen. Dass es sich so schnell weglesen ließ war ein Glück, denn andernfalls hätte ich es wohl nicht zu Ende gelesen.

Die Figuren sind stereotyp, Charakter ist kaum vorhanden. Gerade die erwachsenen Männer sind nichts weiter als von sich selbst überzeugte, patriarchalische Blöcke ohne Gewissen. Die vordergründig liebevolle Großmutter, die die Handlung des Roman ins rollen bringt, hat scheinbar keinerlei Beweggründe für ihr Tun. Genauso übrigens, wie die petzende Krankenschwester oder der junge Arzt. Aber irgendwie muss die Geschichte ja vorangehen. Bestenfalls möglichst dramatisch.

Auch neben den starren männlichen Figuren wartet der Roman mit einigen Klischees auf. Wir hätten die „Strenge“ die plötzlich auftaut. Die „Naive“, die in ihr Unglück rennt. Die (natürlich!) besonders kluge, hübsche, starke Tochter höheren Standes, der Unrecht getan wird. Oder eine Ohnmacht an strategisch günstiger Stelle.

Ein paar verstörende historische Details vermischt mit viel Spiritismus ergeben leider keinen Roman, den ich genießen kann. Ja, Frauen hatten es in vielerlei Hinsicht nicht gut im19ten Jahrhundert. Dass das Fazit des Romans aber zu sein scheint „Du kannst als Frau jederzeit und aus allen möglichen Gründen in der Irrenanstalt landen, raus kommst du aber nur, wenn du wirklich Übernatürlich begabt bist“ hat bei mir für Befremden gesorgt.

Vielleicht bin ich mit falschen Vorstellungen an die Geschichte gegangen, aber ich hatte mir einen genaueren Blick auf die vermeintlich irren Insassinnen und mehr Zusammenhalt unter den Frauen gewünscht. Schließlich preist sogar der Klappentext an, dass für Eugenies und Louises „alles auf dem Spiel“ steht. Eine Beziehung zueinander bauen beide Frauen aber nie auf. Eugenies „Gabe“ lässt für all das kaum Platz.

Die Tanzenden ist ein Drama mit historischem Hintergrund, dass sprachlich eher in den YA-Bereich einzuordnen ist. Es gab zu viele Klischees, zu oberflächliche Figuren und eine platte Handlung, die mit Spiritismus unnötig aufgebauscht wurde. Für mich leider eine Enttäuschung.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 25. April 2021 um 16:19

Was? 2 Sterne? Heißt das, ich muss es nicht lesen? Wie entlastend.

katzenminze kommentierte am 25. April 2021 um 18:51

Schön, wenn ich dich entlasten konnte! :D Aber praktisch steht es 2:2. Sursu und Stricki gaben fünf Sterne, Himmi und ich zwei. Wir bräuchten jetzt noch ein Zünglein an der Waage.

wandagreen kommentierte am 25. April 2021 um 19:16

So sieht es wohl aus.

wandagreen kommentierte am 25. April 2021 um 16:21

„Du kannst als Frau jederzeit und aus allen möglichen Gründen in der Irrenanstalt landen, raus kommst du aber nur, wenn du wirklich übernatürlich begabt bist“ - ei, du musst gut aufpassen auf dich.

lesesafari kommentierte am 25. April 2021 um 20:08

das ist doch noch auf meiner wuli. mittlerweile weiter hinten.
und gitte fand es gut, meine ich.

katzenminze kommentierte am 25. April 2021 um 20:58

Ich bin pingelig. ;)