Rezension

Bücher als Medizin - ruhig und bezaubernd

Das Lavendelzimmer - Nina George

Das Lavendelzimmer
von Nina George

Bewertet mit 4 Sternen

Was könnte besser sein als ein Buch? - Ein ganzes Schiff voller Bücher!

Monsieur Perdu ist kein normaler Buchhändler. Er verkauft seinen Kundinnen und Kunden nicht, was sie wollen, sondern was sie brauchen. Durch sein feines Gespür erkennt er die Stimmung einer Person und sucht ein dafür passendes Buch heraus. Doch auch Monsieur Perdu selbst beschäftigt etwas, sodass er beschließt eine Reise mit seinem Bücherschiff zu machen. Die Geschichte spielt in Frankreich.

Das Buch ist ruhig erzählt und bricht aus dieser Ruhe auch nicht aus. Es ist nichts für Spannungs- und Actionliebhaber. Stattdessen lädt es zum Verweilen ein - in sich hineinhören, eigenen Bedürfnissen nachspüren, gut zu sich und den Mitmenschen sein, Freunde zu schätzen wissen.
Die Idee, Bücher als Medizin anzusehen und je nach Stimmung zu verkaufen fand ich sehr kreativ. Das habe ich so zuvor noch nicht gelesen! Die Hauptperson Monsieur Perdu ist mit hervorragender Menschenkenntnis ausgestattet und kann Andere super in ihren Belangen beraten. Doch auch er hat eine Schwäche, die sich auf seine letzten zwanzig Jahre ausgewirkt hat: verletzter Stolz. Hier habe ich den unterschwelligen Appell gespürt, auch manchmal über den eigenen Schatten zu springen, selbst wenn es schwerfällt.
Die Reise auf dem Bücherschiff wird schön atmosphärisch und gefühlvoll dargestellt. Auch wenn das Buch bedachtsam bleibt, transportiert es Emotionen. Allerdings ist es wichtig, sich selbst und dem Buch die Zeit dafür zu geben, denn nur so kann es seine Wirkung entfalten.
Der Schreibstil war geprägt von abwechslungsreicher Sprache und sorgsam gewählten Worten. Ich fand ihn sehr schön! Die Figuren sind liebevoll ausgestaltet und ich habe sie liebgewonnen - egal, ob Protagonist oder Nebenfigur. Jede Figur ist einzigartig, sie bilden eine tolle Gemeinschaft. An dieser Stelle kann ich ebenso das zugehörige Hörbuch empfehlen, das gefühlvoll, unaufgeregt und mit korrekter französischer Aussprache die Geschichte wiedergibt und die Stimmung auch akustisch gekonnt wiederspiegelt.

Das Buch hat mir gut gefallen, ich würde es jedoch nur Leuten empfehlen, die sich für ruhige und nachdenkliche Literatur begeistern können. Es ist nicht auf Action, Spannung oder Zerstreuung ausgelegt. Sofern man damit einverstanden ist und sich auf das langsame Erzähltempo einlassen kann, könnte es zu einem persönlichen Wohlfühlbuch werden. Mir hat es gutgetan, es zu lesen!