Rezension

Charme des Handlungsortes springt nicht auf die Geschichte über

Eversea - Ein einziger Moment - Natasha Boyd

Eversea - Ein einziger Moment
von Natasha Boyd

Bewertet mit 3 Sternen

"Eversea - Ein einziger Moment" handelt von Jack Eversea, einem gefeierten Jungschauspieler, der, nachdem er entdeckt hat, dass seine ebenfalls berühmte Freundin Audrey ihn betrogen hat, nur noch weg will. Ihn verschlägt es in das Ferienhaus eines Freundes im kleinen Örtchen Butler Cover, wo er abschalten will und wo er hofft, dass ihn keiner kennt. Gleich an seinem ersten Abend trifft er auf die Kellnerin Keri Ann, die es tatsächlich nicht so mit Klatsch und Trasch hat und deswegen unbeeindruckt von seiner Bekanntheit scheint. Die Funken zwischen den beiden sprühen von Anfang an und obwohl beide wissen, dass ihre Liebe unmöglich ist, können sie nicht die Finger voneinander lassen.

Ich sage es besser gleich vorab, wer mit Klischees nichts anfangen kann, der sollte von "Eversea" die Finger lassen. Alleine mit dem Hintergrund von Jack Eversea wird jedes Klischee bedient. Der Ort der Handlung war dagegen mal zur Abwechslung wirklich ländlich und auch eine Aktivität wie Kajak und Handwerksarbeiten im Haus stellte eine wirkliche Abwechslung dar, die bodenständig wirkte. Aber ansonsten ist Keri Ann natürlich Jungfrau, sie hat erst einen Kuss gehabt, der entsprechende Kusspartner ist passenderweise auch in der Stadt. Ihre beste Freundin steht auf ihren Bruder und so weiter und dennoch habe ich mich wie immer gut unterhalten gefühlt.

Jack Eversea erfüllt zwar das Klischee schlechthin, aber sein Hollywoodstarstatus spielt zum Glück keine große Rolle, so dass man all das wirklich über einen großen Teil des Romans aussperren kann.Stattdessen ist er ein wirklich überzeugender männliche Protagonist, der bis auf einen Moment wirklich eher verletztlich dargestellt ist. Er läuft nicht rum und prahlt mit seinem Äußeren rum, er verhält sich wirklich nur sehr, sehr selten (für einen New-Adult-Roman wirklich beachtlich!) wie einen Höhlenmensch und er steht zu seinen Gefühlen. Wirklich eine sehr angenehme männliche Figur! Keri Ann gefällt mir von ihrem Hintergrund eigentlich auch gut, sie wirkt am Anfang recht selbstbewusst, aber mehr und mehr wird sie leider zu einem weiblichen Wesen, dass so eingenommen ist vom Sexappeal ihres Gegenübers, dass sie ihr Denken komplett einstellt. Sie wird wirklich zur Marionette und dadurch wirkt auch das ständige Hin und Her irgendwann sehr nervig. Dadurch ist Keri Ann keine starke Hauptfigur, sondern nur eine unter vielen, sehr schade, denn im Zusammenspiel mit Jack wäre das wirklich sehr nett gewesen.

Das Ende ist offen, aber damit kann man leben, weil man weiß, dass ein zweiter Teil das Happy End bringen wird. Seltsamerweise ist das letzte Kapitel aus Jacks Sicht erzählt. Ob das ein Hinweis auf die Erzählweise des zweiten Teils ist? Fände ich gar nicht so schlecht, vielleicht vertrage ich ausnahmsweise die männliche Erzählweise besser als die der weiblichen Hauptfigur. Abwarten. Natasha Boyd erfindet das Rad im New-Adult Genre sicherlich nicht neu. Aber sie hat einen angenehmen Erzählstil, nur von der Handlung her hätte ich mir echt was Neues gewünscht, Butler Cove mit seinem ländlichen Charme ist mir definitiv ans Herz gewachsen. Und dieser ganze Flair des Ortes, den hätte ich gerne für die gesamte Geschichte gehabt.