Die Rache der verletzten Ehefrau
Bewertet mit 5 Sternen
Jodi ist 45 Jahre alt und mit ihrem Leben zufrieden. Sie ist erfolgreiche Psychotherapeutin und bereitet ihrem langjährigen Lebensgefährten Todd, einem Architekten, ein perfektes Zuhause in ihrem luxuriösen Chicagoer Apartment. Sie sind sich vertraut wie ein altes Ehepaar. Allerdings ist Todd ein notorischer Fremdgänger, was Jodi stillschweigend-leidend duldet. Denn ihrer Ansicht nach sind alle Beziehungen auf einem Kompromiss aufgebaut, wozu auch ein gelegentlicher Betrug gehört. Dann jedoch verlässt Todd Jodi für eine junge Geliebte, die ein Kind von ihm erwartet und die Tochter seines besten Freundes ist. Jodi steht vor dem wirtschaftlichen Nichts. Todds Tod würde sie zur Alleinerbin machen …
Schon von der zweiten Seite an wissen wir, dass Jodi zur Mörderin wird. Das eigentlich Fesselnde an der Geschichte ist, ganz allmählich zu erfahren, wie es hierzu kommt. Dabei spielen psychotherapeutische Aspekte eine wichtige Rolle. Auf die Arbeit von Freud, Jung und Adler wird immer wieder eingegangen, ohne dass dies zu wissenschaftlich geschieht. Dabei gibt es sogar komische Aspekte, trägt doch sogar der Hund von Jodi und Todd den Namen Freud. Auch die routinemäßig wiederkehrenden Hausarbeiten von Jodi verleiten zum Schmunzeln, etwa wenn sie allabendlich im Schlafzimmer die Bettdecken zurückschlägt und für ihn einen Pyjama und für sich ein Nachthemd hinlegt, deren Ärmel und Hosenbeine sie einklappt, damit die Kleidungsstücke nicht wie unbewohnte Körper aussehen. Mit den beiden Protagonisten, aus deren abwechselnden Perspektiven die Handlung erzählt wird, lässt sich nicht gut warm werden. Beide tragen die Lasten ihrer Kindheit mit sich herum und ignorieren dabei die Probleme der Gegenwart.
Meinen Lesegeschmack hat das Buch vollends getroffen. Schade, dass wir von der Autorin nicht mehr werden lesen können, ist sie doch im letzten Jahr 65jährig während der Arbeit an einem zweiten Spannungsroman verstorben.