Rezension

Ein dreifacher Mord und seine Hintergründe im Schottland des 19. Jahrhunderts

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet

Sein blutiges Projekt
von Graeme Macrae Burnet

Bewertet mit 4 Sternen

Im August 1869 erschlägt Roddy Macrae, Sohn eines bitterarmen Landwirts, drei Menschen auf brutale Weise. Während er im Gefängnis auf seine Verurteilung wartet, ermuntert ihn sein Rechtsbeistand, die Hintergründe zu diesen Morden aufzuschreiben. Roddy, den sein Lehrer ermutigen wollte, auf die weiterführende Schule zu gehen, macht das und schreibt seine Sicht der Dinge auf. Ergänzt wird seine Erzählungen von den Nachforschungen und Berichten von Ärzten und Kriminalern zur damaligen Untersuchung. 

Gaeme Macrae Burnet schreibt wohl einen Teil seiner eigenen Familiengeschichte auf, denn der damalige Delinquent sei niemand anders als der Bruder seines Großvaters gewesen. Durch die Berichte, die er aneinanderreiht, ohne sie weiter zu kommentieren, entsteht ein Stück Zeitgeschichte aus einem Dorf an der Nordwestküste Schottlands mit dem Gutsverwalter und seinem Constable, die nach Gutdünken ihre Macht ausüben. So erscheint die Tat im Rückblick als einzig mögliche Reaktion auf die Situation, die sich nach und nach immer mehr zuspitzte und unlösbar erschien. 

Durch die verschiedenen Sichtweisen schafft es der Autor, sachlich zu bleiben, obwohl man seine Sympathie für Roddy spürt. Sein Schreibstil ist der Zeit angepasst, in der die Geschichte handelt, das nötigt dem Leser erst mal etwas Geduld ab, um sich damit zurechtzufinden. 

Insgesamt ist dem Autor ein authentisches und beklemmendes Stück Zeitgeschichte gelungen, das einen Blick in das Dorfleben Schottlands in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirft und mit Sozialkritik nicht spart. Am Schluss fragt sich der Leser, wer denn nun wirklich die Schuld an diesen Morden trägt... Absolut spannend und empfehlenswert, deshalb 4 Sterne von mir.