Rezension

Schottland im 18. Jahrhundert

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet

Sein blutiges Projekt
von Graeme Macrae Burnet

Bewertet mit 5 Sternen

In einem kleinen Dorf geschieht ein furchtbares Vergehen: Ein Mann wird brutal ermordert, sowie seine Tochter und sein kleiner Sohn. Der Leser weiß von Anfang an, wer der Täter ist: Roderick Macrae, ein 17jähriger Junge aus armen Verhältnissen, der dann von seinem Anwalt gebeten wird, die ganze Geschichte niederzuschreiben. Das Buch besteht aus dieser Erzählung, Zeugenaussagen, dem Bericht des Artzes und dem Prozess.

Die Geschichte war hart zu lesen, aber gleichzeitig spannend. Roderick kann einem nur leid tun. Seine Familie war einigermaßen glücklich, bis seine Mutter im Kindesbett starb. Seine Schwester muss dann ihre Rolle übernehmen, was keinen im Dorf zu stören scheint, und ist nur zu bemitleiden. Der Vater kennt nur eine Erziehungsmethode - schlagen - und ist irgendwie der ganzen Welt sauer. Er ist vor allem stolz, was ihn und seine Familie zu Grunde richtet. Roderick ist ein kluger Junge, der es nicht wagt, seine Träume zu verwirklichen, der sehr sensibel und auch naiv ist. Er gibt viele Indizien, zieht aber die Schlußfolgerungen nicht.

Das Buch stellt ein trauriges Dorfleben vor: Die Mädchen haben nicht viel zu sagen oder zu erzählen, jeder soll an seinem Platz bleiben, ohne Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer Lage. Der Stärkere bekommt, was er will; die anderen sollen machen, was er will. Am Schlimmsten fand ich den Arzt mit seiner Theorie der "Verbrecherrasse", die man schon vom Sehen her erkennen kann. Das lässt einige Theorien aus den 30er und 40er Jahren ahnen.

Faszit: Ein sehr interessantes Buch zwischen Krimi und Geschichtsroman.