Rezension

Eine Art Fallakte eines authentischen Mordfalls

Sein blutiges Projekt - Graeme Macrae Burnet

Sein blutiges Projekt
von Graeme Macrae Burnet

Bewertet mit 5 Sternen

Ursprünglich wollte Graeme Macrae Burnet über seinen schottischen Großvater Donald "Tramp" Macrae recherchieren, wobei er auf Aufzeichnungen zum Prozess im Mordfall Roderick "Roddy" Macraes an seinen Nachbarn stieß. Zeitungsberichte, Ermittlungsakten, medizinisches Gutachten und Aufzeichnungen von Roddy selbst während seines Gefängnisaufenthalts hat der Autor daraufhin geschickt in ihrer Ursprungsform miteinander verwoben, um den Leser letztlich durch den Prozess zu führen.

Im August 1869 bringt der 17-jährige Roderick Macrae in einem kleinen, an der Nordwestküste Schottlands gelegenen Dorf brutal drei seiner Nachbarn um. Was waren die Beweggründe für diese blutige Tat? Der Leser erhält Einblicke in damals aufgenommenen Zeugenaussagen und Gutachten, bekommt Roddys angeblich eigene Aufzeichnungen zu lesen, um schließlich dem Prozess vorm Geschworenengericht beizuwohnen. Hierbei bleibt nicht aus, dass man als Leser versucht, sich selbst ein Bild von der Tat zu machen, Zeugenaussagen sowie Roddys Aufzeichnungen in Frage zu stellen und Anzeichen zu suchen, ob Roddy vielleicht geisteskrank war.

Ohne weitere Details vorweg zu nehmen war es für mich sehr spannend, die Aussagen und geschilderten Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln zu verfolgen, in Frage zu stellen und zu versuchen, mir ein Bild von Roddys Geisteszustand zu machen. Vor dem Hintergrund, dass Graeme Macrae Burnet Originalaufzeichnungen für dieses Buch verwendete, ein grandioses Buch, welches mit klassischen Krimis nicht vergleichbar ist, sondern eher eine Art Fallakte.